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Kunst Kunst: Wertvolle Goethe-Zeichnungen ins Ausland verkauft

14.10.2010, 20:33

Weimar/dpa. - Die Klassik Stiftung Weimar muss den Verlust vonwertvollen Goethe-Zeichnungen verkraften. Die Familie Graf Henckelvon Donnersmarck soll 35 Dauerleihgaben, die bis April 2009 in Weimarwaren, an einen privaten Sammler in Österreich verkauft haben, bevorBayern sie auf Antrag der Klassik Stiftung zum national wertvollenKulturgut erklären konnte. Das Thüringer Kultusministerium beruftsich dabei auf Informationen des Bayerischen Ministeriums fürWissenschaft und Kunst. Die Bilder hätten dann nicht ins Auslandverkauft werden dürfen, sagte Sprecher Gerd Schwinger am Donnerstag.Zehn weitere Goethe-Zeichnungen hat Thüringen unter Schutz stellenlassen.

«Bild Thüringen» hatte am Donnerstag von einem dubiosen Verkaufvon Goethe-Zeichnungen ins Ausland berichtet. Die Klassik Stiftungbedauerte den Verkauf. «Uns ging es immer darum, die Werke für Weimarzu bewahren», begründete Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museender Klassik Stiftung, die Anträge auf Unterschutzstellung. Natürlichhabe der Eigentümer das Recht, die Zeichnungen zu verkaufen. Fürdiesen Fall habe die Stiftung der Adelsfamilie aber ihr großesInteresse signalisiert. «Wir hatten jedoch nicht den Eindruck, dassdie Stiftung ein Vorkaufsrecht hatte», sagte Holler derNachrichtenagentur dpa.

Die 45 Zeichnungen, von denen heute 39 Johann Wolfgang von Goethezugeschrieben werden, seien jedoch so wertvoll für Weimar, als dass«wir tatenlos zuschauen konnten.» «Bild Thüringen» nannte als Preisfür die 39 Zeichnungen 1,5 Millionen Euro. Diese Summe entspreche inetwa der Versicherungssumme in Leihbeträgen, sagte Holler.

Da zehn Zeichnungen noch in Deutschland seien, bestehe dieHoffnung wieder ins Gespräch mit der Adelsfamilie zu kommen, dieimmer ein großer Wohltäter für Weimar gewesen sei. Die in Bayernlebende Adelsfamilie Graf Henckel von Donnersmarck ist mit GoethesSchwiegertochter Ottilie von Pogwisch verwandt. Bereits 1885 hattesie zusammen mit einem anderen Erben Weimar mehr als 800 Goethe-Zeichnungen vermacht.

1994 hatte die Adelsfamilie dem Goethe-Nationalmuseum eineVielzahl von Kunstgegenständen aus dem Schloss Hirschhügel beiRudolstadt als Dauerleihgabe übergeben. Darunter waren auch die 45Zeichnungen, die die Familie im Rahmen eines Restitutionsverfahrensnach 1990 zurückerhalten hatte. Anfang 2009 hatte der Graf dieKlassik Stiftung gebeten, ihm - unter Fortwirkung desDauerleihvertrages - die 45 Zeichnungen vorübergehend auszuhändigen.

Er habe sie weiter wissenschaftlich untersuchen lassen wollen.Dieser Bitte sei die Stiftung im April 2009 nachgekommen. Auf seinenWunsch seien dann für zehn Bilder, die in Weimar in einer Ausstellunggezeigt werden sollten, die Konditionen des Leihvertrages verändertworden. Die Stiftung habe seitdem befürchtet, dass sie verkauftwerden sollten und gehandelt.