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Kultursenat Sachsen-Anhalt Kultursenat Sachsen-Anhalt: Hoffen auf Ratschläge von innen und außen

Von Andreas Hillger 13.05.2004, 17:54

Dessau/MZ. - Knapp war die Ansprache von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), der noch einmal die Lage für die zehn Senatoren umriss. Rund ein Prozent des Landes-Etats stünden für die Kultur bereit, bei deren Verteilung brauche man den Rat ebenso wie bei der Wahl des Kulturstadt-Kandidaten oder bei der Selbstdarstellung des Landes.

Was aber prädestiniert die zehn ersten Amts-Inhaber - drei Frauen und sieben Männer - für ihre Aufgabe? Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz betonte die Mischung von Innen- und Außenperspektive als Qualität, die den sachsen-anhaltischen Senat von seinem sächsischen Vorbild unterscheide. Die "Verbundenheit mit der kulturellen Landschaft", die das Gesetz als Auswahl-Kriterium vorsieht, könne nicht allein am aktuellen Lebens-Mittelpunkt gemessen werden. Und so wetteiferten die Amtsinhaber in ihrer Vorstellungsrunde denn auch um den Beweis ihrer regionalen Verbundenheit. Der sachsen-anhaltische Historiker und langjährige Vorsitzende des Landesheimatbundes, Konrad Breitenborn, hatte dabei ebenso leichtes Spiel wie die hallesche Künstlerin Dagmar Varady-Prinich. Die Schauspielerin Jutta Hoffmann beschrieb ihre Kindheit und Jugend in Ammendorf und Schkopau als eine fortdauernde Prägung, wie sie der Grafiker Klaus Staeck seiner Zeit in Bitterfeld verdankt.

Norbert Wenner hat als Vorstandsvorsitzender der Mitteldeutschen Energieversorgung in der Nachwendezeit die Kultur jener Region schätzen gelernt, die der Kulturwissenschaftler Dietrich Mühlberg von Studien seit Mitte der 50er Jahre kennt. Und während Wilfried Eckstein als Leiter des Goethe-Instituts St. Petersburg Ende der 90er Jahre intensive Kontakte vor allem zu den Franckeschen Stiftungen pflegte, hat die rumänisch-französische Puppentheater-Regisseurin Margareta Niculescu zuletzt im Jahr 2000 den Unima-Weltkongress ihrer künstlerischen Kollegen nach Magdeburg geholt.

Wichtiger als solche biografischen und beruflichen Bindungen, zu denen sich später die langjährige Tätigkeit des Dirigenten Heribert Beissel in Halle und der finanzielle Sachverstand des Aufsichtsrats-Vorsitzenden der Deutschen Bank Rolf E. Breuer fügen sollen, ist Olbertz ohnehin die Fülle unterschiedlicher Lebenswege und Erfahrungen. Natürlich werde sich der Senat künftig zu speziellen Themen von Fachleuten aus der Region beraten lassen - und selbstverständlich müsse er nicht die Rolle eines Unternehmensberaters in Spardebatten spielen, der sich Klaus Staeck von vornherein energisch verweigert hatte.

Mit der Wahl von Norbert Wenner zum Präsidenten und von Dagmar Varady-Prinich zu dessen Stellvertreterin hat der Kultursenat am Donnerstag seine erste Entscheidung getroffen. Heute wird eine Empfehlung in der Kulturstadt-Frage erwartet.