Kritik zum "Tatort" aus Ludwigshafen Kritik zum "Tatort" aus Ludwigshafen: Schurke Jürgen Vogel lockt Lena Odenthal aus dem Schneckenhaus

Der Fall
In Ludwigshafen wurde die Leiche von Sergej Radev Nikolov gefunden. Der Auftragsmörder war vor 15 Jahren in den Mord an einem Chemiker verwickelt. Mark Moss (so aalglatt-schmierig, dass er sofort verdächtig ist: Christoph Bach), Freund des Ermordeten und auf dem Sprung in den Vorstand des Chemiewerks, präsentierte sich Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihren Kollegen Kopper (Andreas Hoppe) und Johanna Stern (Lisa Bitter) als unbescholtener Geschäftsmann. Doch Odenthal glaubte ihm nicht. Und dann war da noch ein Mann, den Odenthal schon in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. Lu Wolff (Jürgen Vogel) war früher als Geldeintreiber tätig und tauchte dann ab. Nun, nach 15 Jahren, war er zurück.
Die Lösung
Man wusste es eigentlich von Beginn an. Der schmierige Manager Mark Moss hatte Dreck am Stecken. Weil ihm sein ehemaliger Freund vor 15 Jahren in die Quere gekommen war, hatte er ihn ermorden lassen. Nun war Lu Wolff zurückgekommen, um mit seinem Wissen über die Vorgänge Geld von Moss einzutreiben. Der hetzte ihm daraufhin zwei Killer auf den Hals, die Lu beide tötete. Im Showdown kamen dann beide ums Leben – Lu und Moss.
Die Stadt
So kühl, manchmal düster, manchmal elegant wie in den Bildern von Kameramann Jürgen Carle, hat man Ludwigshafen wohl noch nie gesehen. Das im Film gezeigte „Rhein-Neckar-Chemiewerk“ ist allerdings nicht das Ludwigshafener Werk des Chemieriesen BASF. „Es ist eine fiktive Firma“, sagt die zuständige SWR-Sprecherin Annette Gilcher. Gedreht wurde nach ihren Angaben in einer Karlsruher Ölraffinerie und in einem Chemiewerk in Rheinmünster. Manche Silhouetten seien auch am Computer erstellt worden.
Die Gastrollen
Die Rolle des Lu war schon Jürgen Vogels dritter Auftritt in einem Lena-Odenthal-„Tatort“, damit hält er einen kleinen Rekord als Gegenspieler der Kommissarin. Und er war der Grund, warum es meistens Spaß machte, diesen „Tatort“ (Buch: Dagmar Gabler) zu schauen. Den Kriminellen mit dem guten Herzen gab Vogel überzeugend. Und so offensiv haben bisher wenige versucht, Lena Odenthal aus ihrem emotionalen Schneckenhaus zu locken. Auch Ingrid van Bergen als Puffmutter in Rente konnte überzeugen.
Die Kommissare
Nun ist es also amtlich. Es sind nicht mehr nur Lena Odenthal und Mario Kopper im „Tatort“ aus Ludwigshafen unterwegs. Die ehrgeizige Johanna Stern (Lisa Bitter) gehört nun fest zum Team. Die ewigen Zickereien zwischen ihr und Odenthal sind allerdings nicht unterhaltsam, sondern vor allem nervig.
Fazit
In diesem „Tatort“ gab es Licht und Schatten. Besonders Jürgen Vogels Gastauftritt überzeugte. Inhaltlich holpert es allerdings an manchen Stellen. Wenn die Polizei zum Beispiel Verdächtige wirklich so dilettantisch beschatten würde wie in diesem „Tatort“, wäre das ein Armutszeugnis. Vor allem der Showdown übertrieb es zudem gewaltig. Da hätte man mal locker einen Gang runterschalten können.
