Konzert Konzert: Das Leben eben, und wie man es erträgt
Leipzig/MZ. - "Ihr wollt mich ja nur glücklich machen", kommentiert er die Begeisterung der Fans. "Und das tut ihr damit auch." Kleine Gesten, große Worte: Rosenstolz ist eben Rosenstolz. Auch zum 15-jährigen Bandjubiläum, das Peter Plate und AnNa R. mit ihrer bisher größten Tournee begehen, zeigen sich die Berliner in gewohnter Weise wortgewaltig und gefühlsbetont.
Rosenstolz in Leipzig - auch in der Arena war das am Samstag der Garant für einen intensiven Abend. Lange hat man die Veranstaltungshalle nicht mehr so voll gesehen. Der Fanblock bildete eine einheitliche Masse, die sich routiniert den Stimmungen der Songs hingab. Fans von 18 bis 58, viele Frauen, viel Schwarz. Sänger Peter geizte wie immer nicht mit sexuellen Anspielungen. Da war von - "leider" - schnell erledigten Terminen die Rede, von kleinen und großen "Dingen". Diese Anheizer brachte er zwischen so gut wie allen Liedern, arbeitete sie fast schon ab - etwas bemüht, aber das Publikum belohnte die frivolen Bemerkungen stets mit Gejohle.
Auch für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben wirbt er wie eh und je und kann sich einen Kommentar zum konservativen Vatikanvorstand Ratzinger nicht verkneifen: "Ich schäme mich für den deutschen Papst."
Sängerin Anna zeigte lieber stimmliche Qualitäten. "Nur einmal noch deine Lippen spüren", forderte sie - im exzentrischen Outfit: Melone auf dem Kopf, Krawatte zum Pulli, der kurze, bauschige Rüschenrock ließ Strumpfbänder blitzen. Sex, das Leben und wie man es erträgt, Angst und Glück sind die Themen, die den Abend musikalisch prägen. Rosenstolz ist auch mit dem neuen Album "Das große Leben" Rosenstolz geblieben, obwohl die Platte etwas weniger weltverbesserlich daherkommt als ihre Vorgänger.
Textzeilen wie "meine Flügel sind aus Blei" oder "Ich denk für dich die Sonne neu und klau sie dir, wenn du Feuer brauchst" sind allerdings sicher nicht jedermanns Geschmack. Aber Rosenstolz-Fans sind und bleiben Rosenstolz-Fans.
Auch über ihr 15-jähriges Jubiläum redeen die Musiker viel, sie erzählen von Erinnerungen, spielen eins ihrer Lieder auf dem Original-Keyboard aus ihren Anfangsjahren. Und viele bekannte Hits: "Es tut immer noch weh", "Willkommen", "Liebe ist alles".
Ein Paar am Rand tanzt Discofox. Andere stehen still dabei. Bei "Lachen" summt das Publikum den Refrain so lange nach, dass es damit eine kleine Zugabe erzwingt. "Schön ist es bei Euch", findet Peter denn auch. Die Stimmung im Saal ist schwermütig und dabei doch hoffnungsvoll. Melancholie - auf ihre sympathischste Art.