Kinostart 3. September Kinostart 3. September: «Julie & Julia»

Berlin/dpa. - Ihre Passion wird sogar so stark, dass sie ihr Wissen amerikanischenHausfrauen näherbringen will. Mit Erfolg: Mit ihrem Kochbuch undihrer exzentrischen Art revolutioniert Child nicht nur dieamerikanische Kochkultur, sondern avanciert noch lange vor JamieOliver und Tim Mälzer zum TV-Koch-Star. Dieser Ausnahmeköchin setztdie Regisseurin Nora Ephron nun mit «Julie & Julia» ein Denkmal - miteiner brillanten Meryl Streep in der Hauptrolle.
Grundlage des Films sind gleich zwei wahre Geschichten. Zum einendie der leidenschaftlichen Köchin Julia Child, die im Paris der 50erJahre ihre Berufung findet und in mühevoller Kleinarbeit jahrelang aneinem Kochbuch schreibt, auf das in den USA noch heute Hausfrauenschwören.
Genau dieses Kochbuch ist in «Julie & Julia» die Verknüpfung zurzweiten Geschichte - die der jungen Julie Powell. Sie fristet nachder Jahrtausendwende als Büroangestellte in New York City ein ehertrostloses als erfülltes Leben - bis sie den Entschluss fasst, einJahr lang die Rezepte ihres Vorbildes Julia Child nachzukochen undüber ihre Erfahrungen im Internet einen täglichen Blog zu schreiben.Es kommt wie es kommen muss: Julie erlebt zwar einigeKüchenkatastrophen, mausert sich aber schließlich nicht nur zu einerguten Köchin, sondern findet sich auf diesem Weg auch selbst und wirddurch den Blog sogar noch berühmt.
Regisseurin Ephron («Schlaflos in Seattle», «E-Mail für Dich»)beweist mit «Julie & Julia» erneut ihr Gespür für anrührendeUnterhaltung. Sie legt viel Wert auf die Gefühle undzwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Hauptcharaktere und räumtnatürlich auch dem Essen wundervolle Bilder ein.
Die eigentliche Stärke des Films ist jedoch OscarpreisträgerinMeryl Streep. Einmal mehr versteht sie es, komplett in einer Rolle zuverschwinden und sie bis ins kleinste Detail perfekt auszufüllen. Sievereint scheinbar mühelos Childs übersprudelndes Wesen, ihrenherzlichen Charakter und gleichzeitig die teils eigentümlichkontrollierte Mimik. Die Originalversion des Films besticht außerdemdurch Streeps Imitation von Childs schrill-nasaler Stimme.
Von Streep würde man daher gerne noch mehr sehen, auch vomaußergewöhnlichen Leben der Julia Child. Doch nicht nur deswegenenttäuschen die Szenen, in denen Amy Adams («Verwünscht») JuliePowell spielt. Die Geschichte des mäuschenhaften Mädchens, das sichzum goldenen Schwan entwickelt, wirkt etwas zu blass und auch Adamsreicht schlichtweg nicht an das herausragende Spiel von Streep heran.
Doch auch wenn Ephron besonders Julie Powells Geschichte rechtformelhaft nach dem «Verfolge-Deinen-Traum-Dann-Wirst-Du-Glücklich»-Prinzip erzählt, so ist «Julie & Julia» dennoch unterhaltsaminszeniert. Dazu gehören beispielsweise Julies nervenaufreibendeAnläufe, scheinbar einfache pochierte Eier hinzubekommen oder Juliaserste, etwas stümperhafte Versuche, Zwiebeln wie professionelle Köchesekundenschnell zu schneiden. In Momenten wie diesen kommen bei«Julie & Julia» die richtigen Zutaten zusammen: Humor, Menschlichkeitund jede Menge Appetit aufs Essen.