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Kinostart: 3. November Kinostart: 3. November: «Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche»

Von Marco Mierke 30.10.2005, 17:29
Eine Szene aus dem Animationsfilm «Hochzeit mit einer Leiche». (Foto: dpa)
Eine Szene aus dem Animationsfilm «Hochzeit mit einer Leiche». (Foto: dpa) warner

Hamburg/dpa. - Nach «Big Fish» aus dem Jahr 2003 und«Charlie und die Schokoladenfabrik» in diesem Sommer will Burton dieZuschauer nun mit dem zugleich romantischen wie makabrenPuppentrickfilm «Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche» verzücken.

Mit dem Gang in den Kinosaal betritt der Zuschauer eine düstere,streng konservative Kleinstadt im Europa des 19. Jahrhunderts.Argwohn, Habgier und Missgunst bestimmen das Bild - das Leben derMenschen ist so ungemütlich wie die triste Landschaft und die kargmöblierten Häuser in dem Dorf.

In all der Düsterheit ist für den jungen Mann Victor nur die holdeVictoria ein Lichtblick, die er zuerst auf elterlichen «Wunsch»heiraten muss, dann aber auch ganz schnell heiraten will. Doch die indiesen Tagen so seltene Liebesehe wird jäh vereitelt durch einfatales Missgeschick - tollpatschig gibt Victor einer toten Frau dasJawort und fährt damit buchstäblich zur Hölle.

Für die Geschichte ließ sich Burton von einem russischenGruselmärchen inspirieren - einen Horrorfilm hat er jedoch nichtdaraus gemacht. Vielmehr erzählt er mit großartigem schwarzen Humorund einer ganzen Menge Romantik von zwei Menschen, die weder Tod nochTeufel ähnliche Gegenspieler von ihrer Liebe abbringen können. Dabeierschafft er mit wunderschönen Bildern eine Atmosphäre auf derLeinwand, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in den Bann zieht.Selbst die in früheren Werken des Regisseurs manchmal störendenMusical-Einlagen fügen sich diesmal optimal ein.

Wie in anderen Burton-Filmen, etwa «Beetlejuice», ist daseigentlich Erschreckende in Wahrheit schön - die Realität dagegenerschreckend. So ist die Welt der Lebenden in «Corpse Bride» grau,trostlos, stumpfsinnig - im Totenreich dagegen herrscht pureLebensfreude, alles ist bunt und die Kneipen schließen nie. Selbstdie verwesende Leichenbraut mit ihrem in Fetzen gerissenenHochzeitskleid ist wunderschön und liebreizend. Die Angst desMenschen vor dem Tod ist in diesen 78 Kinominuten definitiv nicht dasLeitmotiv.

Technisch gesehen ist der Film eine Fortsetzung des Burton-Klassikers «The Nightmare Before Christmas». Die damals sobegeisternde Puppentechnik hat er für «Corpse Bride» mit Hilfe vonComputern perfektioniert. Noch nie wirkten Puppen so echt -grobmotorische, gefühlsleere Figuren gehören endgültig derVergangenheit an. Der Vorteil gegenüber Trickfilmen, dieDreidimensionalität der Charaktere und der Umgebung, wird deutlichwie selten zuvor. Das Geschehen auf der Leinwand wirkt lebensnah.Zehn Jahre haben Burton und sein Team an dem Film gearbeitet. Es hatsich absolut gelohnt.