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Kinostart 25. August Kinostart 25. August: «Westwind»

Von Cordula Dieckmann 22.08.2011, 14:22
Franz Dinda als Arne und Friederike Becht als Doreen in einer Szene des Films «Westwind». Anrührend und direkt erzählt er von zwei Zwillingsschwestern 1988 im Sommerurlaub am ungarischen Balaton-See. (FOTO: STEFFEN JUNGHANS/ZORRO FILM)
Franz Dinda als Arne und Friederike Becht als Doreen in einer Szene des Films «Westwind». Anrührend und direkt erzählt er von zwei Zwillingsschwestern 1988 im Sommerurlaub am ungarischen Balaton-See. (FOTO: STEFFEN JUNGHANS/ZORRO FILM) dpa-Film

München/dpa. - Die Schicksale von geflohenen DDR-Bürgern sind immer wieder berührend. Gerade rund um den 50. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer am 13. August wurden Erinnerungen wach - auch viele traurige. Denn die Flucht über die innerdeutsche Grenze war ein gefährliches Unterfangen. Doreen Schimk war eine der Glücklichen, die es dennoch geschafft hat. Unter der Hutablage eines Autos gelangte sie im Sommer 1988 von Ungarn aus in den Westen. 17 Jahre war sie alt, als sie schweren Herzens ihr altes Leben und vor allem ihre geliebte Zwillingsschwester Susann zurückließ. Ihre Geschichte wurde nun verfilmt in dem bewegenden Kinofilm «Westwind» von Robert Thalheim («Am Ende kommen Touristen»).

Das Thema hätte sich auch für ein großes Drama geeignet mit aufwühlenden Abschiedsszenen, lebensbedrohlichen Momenten und bombastischer Musik. Aus damaliger Sicht war es eine Entscheidung vielleicht für immer - schien ein Ende der deutsch-deutschen Trennung doch noch lange nicht in Sicht. Die Produktionsfirma und Regisseur Thalheim entschieden sich jedoch für die leisen Töne.

Schlicht und direkt erzählt der Film, für den Susann Schimk am Drehbuch mitschrieb und den sie auch mitproduzierte, von den unbeschwerten Sommertagen der Zwillinge Isabel (Luise Heyer) und Doreen (Friederike Becht) im Pionierlager am ungarischen Balaton-See. Dabei sollen die beiden Ruderinnen vor allem kräftig trainieren, um nach den Ferien beim Ostberliner Ruderclub Dynamo als Leistungssportlerinnen durchzustarten. Zufällig lernen sie im benachbarten Städtchen zwei Westdeutsche aus Hamburg kennen - Nico (Volker Bruch) und Arne. Eine Schicksalsbegegnung, wie sich bald herausstellt. Bei Arne (Franz Dinda) und Doreen ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch eine Trennung ist unausweichlich - zumal Treffen mit Westdeutschen den DDR-Mädchen strikt verboten sind. Eine Flucht erscheint bald als der einzige Ausweg.

Natürlich gab es Unterschiede. Während die Westjungs sich mit teuren Männerdüften einparfümieren, schwören Doreen und Isabel auf Ananassaft als Haargel und freuen sich darauf, dass der heimliche Ausflug in die Disco mit den neuen Freunden bestimmt «urst gut» wird. Einfühlsam zeigt Thalheim aber auch, dass die Basis über Alltagsdinge hinweg dieselbe war: die gleiche Sprache, die gleichen Gefühle und die gleiche Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Beeindruckend sind vor allem die Hauptdarstellerinnen: Friederike Becht vom Schauspielhaus Bochum und Luise Heyer vom Schauspiel Dortmund. Glaubwürdig zeigen sie die Verbundenheit der Zwillingsschwestern, die andere nur als unzertrennliche Einheit wahrnehmen. Als sich Doreen dann für den Westen entscheidet, gibt es trotzdem kein großes Drama. Ohne große Worte und Gesten zeigt der Film die widerstreitenden Gefühle der Schwestern. Doch gerade diese Schlichtheit lässt die Geschichte umso mehr zu Herzen gehen.

Westwind, Deutschland 2011, 89Min., FSK ab 6, von Robert Thalheim mit Friederike Becht, LuiseHeyer, Franz Dinda, Volker Bruch,

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