Kinostart 23. September Kinostart 23. September: «Eat Pray Love»
Frankfurt/Main/dapd. - Was wollen Frauen? Liz zumindest weißnicht, was sie will. Eines Tages kommt bei der erfolgreichen NewYorker Schriftstellerin eine lange schwelende Sinnkrise zumAusbruch. Sie lässt sich scheiden und nimmt sich eine einjährigeAuszeit, in der sie in Italien, Indien und auf Bali herausfindenwill, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Über ihrenSelbstfindungstrip verfasste Elizabeth Gilbert 2006 den Bestseller"Eat Pray Love", der nun mit Julia Roberts in der Hauptrolleverfilmt wurde.
Unter Kinogängerinnen wurde in den letzten Jahren der sogenannteBechdel-Test (benannt nach einer Comiczeichnerin) populär, der Filmenach drei Kriterien untersucht: 1. Spielen mindestens zwei Frauenmit?, 2. Sprechen diese Frauen miteinander?, 3. Sprechen sie überetwas anderes als Männer? Im Lichte dieser Fragen wirkt dieserFrauenfilm (Start ab 23.9.), der sich überdies in 140-minütigerGemütsruhe der cineastisch unterbelichteten Altersgruppe jenseitsder 30 widmet, wie eine süße Rache angesichts jener übermächtigentestosteronhaltigen Blockbuster, in denen Frauen meist alsPetersilie auf dem Braten dienen. Hier dagegen geht es meist nur umdas Wohlbefinden von Liz, Liz und noch mal Liz.#video
Ein Bett im Reisfeld
Der lasche Ehemann bringt's nicht und wird abgesägt, ihr jungerLover kann der Mittdreißigerin auch keinen Seelenfriedenverschaffen. So zieht es Liz, wie die Bildungsreisenden vergangenerJahrhunderte, auf ihrer "Grand Tour" zuerst nach Italien. In Romfindet sie eine Freundin, gibt sich dem "dolce vita" hin und lerntmittels Pasta-Orgien mit Vino das reuelose Genießen. Weiter geht'sin einen indischen Ashram, wo das Schlemmen von Meditation abgelöstwird. In Bali schließlich geht sie beim Medizinmann Ketut in dieLehre, vernachlässigt aber bald das Meditieren zugunsten einer neuenLiebe.
Mit seiner unbefangenen Genuss-Reisenden illustriert RegisseurRyan Murphy, als Autor der TV-Serie "Nip/Tuck" bekannt geworden,nichts weniger als das Goldene Zeitalter der Frauen. Dies auchoptisch: stets liegt güldenes Licht über Liz' Unternehmungen, sei esvor Renaissance-Mauern oder beim Radfahren im Reisfeld. Sopräsentiert der Film perfekt inszenierten "Food"- und "Travel Porn".Ästhetisch unergiebig ist lediglich der Aufenthalt im indischenTempel, wo Liz als westlicher Kontrollfreak lernt, lockerzulassenund sich um das Seelenheil eines raubauzigen Texaners (RichardJenkins) kümmert.
Die ökonomischen Voraussetzungen dieses einjährigen Wellnesstripsfallen gänzlich unter den Tisch. Und nie drohen größere Gefahren alsKalorien, wilde Elefanten oder ein Radunfall, dessen Verursachersich prompt als Märchenprinz Felipe - Ex-Killer Javier Bardem imSoftie-Modus - entpuppt. Bali dürfte nach diesem malerischen Filmdie Toskana als Traumziel ablösen. Und die 43-jährige Julia Roberts,die mit Breitmaulfrosch-Lachen diese fantastisch schöne Welt mitRiesenappetit zu verschlingen scheint, wird geradezu anbetungsvoll ausgeleuchtet. Als anmutig alterndes Mädchen zum Pferdestehlen ist sie jedoch eine sympathische Aussteigerin. Entwaffnend ist auch das zahnlückige Grinsen des balinesischen Heilers Ketut.
Dabei befinden sich seine Weisheiten ebenso aufKalenderspruch-Niveau wie Liz' Erleuchtungen. Esoterik wird indes mit viel Witz verbrämt, und überhaupt macht der Freundinnen-Filmkein Hehl daraus, eine weibliche Wunscherfüllungsfantasie zu sein - tätige Hilfe inbegriffen: Liz sammelt Geld für eine alleinerziehende Mutter, womit der "Bechdel"-Test übererfüllt wird. Mit anderenWorten: dieses hübsche Nichts von einem Film werden männlicheZuschauer, sofern sie nicht einschlummern, einfach grässlich finden.Vielleicht haben sie auch nur Angst, dass ihre Begleiterinnen auf die Idee kommen, ebenso unbekümmert in der Welt herumzugondeln.