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Kinostart: 14. April Kinostart: 14. April: «Palindrome»

Von Basil Wegener 08.04.2005, 15:41
Szene aus dem am 14.04.2005 in den deutschen Kinos anlaufenden Film «Palindrome» mit Ellen Barkin (l) als Joyce Victor and Jennifer Jason Leigh (r) als Aviva. Der größte Wunsch der behinderten Aviva ist es, schwanger zu werden. Als eine Schwangerschaft eintritt, zwingen ihre Eltern sie zu einer Abtreibung. Das Mädchen reißt aus und begibt sich auf eine ungewöhnliche Reise. (Foto: Macall Polay/dpa)
Szene aus dem am 14.04.2005 in den deutschen Kinos anlaufenden Film «Palindrome» mit Ellen Barkin (l) als Joyce Victor and Jennifer Jason Leigh (r) als Aviva. Der größte Wunsch der behinderten Aviva ist es, schwanger zu werden. Als eine Schwangerschaft eintritt, zwingen ihre Eltern sie zu einer Abtreibung. Das Mädchen reißt aus und begibt sich auf eine ungewöhnliche Reise. (Foto: Macall Polay/dpa) wellspring media

Berlin/dpa. - Seitdem Todd Solondz vor zehn Jahren in dem Film «Willkommen imTollhaus» ein kleines, von den anderen Kindern gehänseltes Mädchenporträtierte, hat der Erzähler ungewöhnlicher Außenseitergeschichtenvor allem in Europa eine Fangemeinde. In «Palindrome» - der Ausdruckbezeichnet von hinten und vorne gleiche Wörter wie «Aviva» - stürztder US-Regisseur die Zuschauer mehrfach ins Ungewisse.

Mit der Figur des Mädchens, das Sex mit Erwachsenen hat, spieltSolondz mit einem skandalösen Thema. Aviva lässt sich freiwillig aufdie Sache ein. Für sie ist das ein verkorkster Versuch, den Zwängenum sie herum zu entkommen. Die widerwärtige Realität derKinderprostitution blendet Solondz aus.

Was sich dann im vorübergehenden Zufluchtsort Avivas, einemskurrilen Kinderheim irgendwo auf dem Land abspielt, ist komisch,zwischen Milieugenauigkeit und Satire. Die bigotte Leiterin und ihrultraorthodoxer Mann sind hinter aller vordergründigenHilfsbereitschaft brutal. Im Hintergrund plant diese Gesellschafteinen Mord auf einen Abtreibungsarzt, an dem Aviva mitwirkt. Zuletztlandet sie wieder bei ihren Eltern - auf einer spießigen Gartenparty.

Solondz hat sich einen seltsamen Kniff ausgedacht: Aviva wird imLauf des Films von acht verschiedenen Darstellerinnen und Darstellerngespielt, darunter auch von zwei Erwachsenen. Die einzelnen Etappenvon Avivas Weg erscheinen so als Episoden mit immer neuen Gesichtern.Die vielgestaltige Aviva wird dem Zuschauer als Mensch immer wiederentrückt. Das macht die trostlose Geschichte etwas leichterverdaulich, weil dem Zuschauer keine eindeutige Identifikationsfigurgeboten wird. Der Film hebt Avivas wenig erbauliche Erlebnisse aufeine metaphorische Ebene, die dem Ganzen etwas Geheimnisvolles gibt.