Kino und Fernsehen Kino und Fernsehen: Schauspieler Hermann Lause starb im Alter von 66 Jahren

Hamburg/dpa. - Zadek lobte Lause in der «Financial Times Deutschland»(Mittwochausgabe): «Er war fantastisch. Ein wilder, fantasievoller Schauspieler. Der beste, mit dem ich je gearbeitet habe.» Auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss zeigte sich betroffen: «In seinen zahlreichen Rollen lebte sein Spiel von einer bezwingenden Intensität, aber auch von einer unangestrengten Perfektion. Wer ihn erlebte, merkte, dass ein Schauspieler Reife braucht, um überzeugen zu können. Er wird uns fehlen.»
Es existiert kaum eine große Rolle von Shakespeare bis Tschechow, die der Charakterdarsteller nicht gespielt hat - und kaum eine bedeutende Bühne in Deutschland und Österreich, auf der er nicht zu sehen war. Im Fernsehen brillierte er als Reiner Pfeiffer in Heinrich Breloers Doku-Dramen «Die Staatskanzlei» (1989) über die Barschel- Affäre und «Einmal Macht und zurück» über Björn Engholm (1994).
«Für mich ist Unterhaltung genauso wichtig und wertvoll wie dieAuseinandersetzung mit Shakespeare. Ich mache da keinen Unterschied», sagte Lause einmal in einem Interview. Geboren im emsländischen Meppen, studierte er zunächst Archäologie und Philosophie in Mainz, Köln und München. Von 1963 bis 1965 erhielt er seine Schauspielausbildung bei Ellen Mahlke in München.
1965 debütierte Lause am Schiller-Theater Berlin. FesteEngagements führten ihn an die Bühnen der Stadt Essen (1968-1971), ans Theater Oberhausen (1971/72) und das Schauspielhaus Bochum unterPeter Zadek (1972-1977) sowie das Deutsche Schauspielhaus Hamburg(1977-1979). Von 1993 bis 1995 arbeitete er am Berliner Ensemble.
Lause drehte seit 1974 zahlreiche Kinofilme, darunter HelmutDietls «Schtonk», Adolf Winkelmanns «Nordkurve» und Sönke Wortmanns«Der Campus». Im Fernsehen verkörperte er außer Reiner Pfeiffer unteranderem Erich Honecker in dem Zeitstück «Dicke Freunde». Gastrollenübernahm er in den Serien «Tatort», «Großstadtrevier» und «LieblingKreuzberg». Fernsehserien, die ihn populärer gemacht hätten, habenihn jedoch nie interessiert: «Mich hat das nie gereizt, dass einenhinterher alle ansprechen oder man auf einem Titelbild irgendeinerZeitschrift erscheint», sagte der Schauspieler, der mitseiner Familie in Hamburg lebte.
Ihn zog es immer wieder zur Bühne. «Ich habe immer versucht, proJahr oder Spielzeit eine Inszenierung hinzubekommen. Ich finde, wennman nicht mehr Theater spielt, ist man irgendwie reduziert», sagteLause. Seine Vielseitigkeit erklärte er so: «Die drei Sachen, die ichgerne mache - vor der Kamera zu stehen, Theater zu spielen und Radio- sind völlig verschiedene Medien, die als Ganzheit den Berufausmachen. Was ich dagegen nie gemacht habe, ist dasSynchronisieren.»
Lause hat jedoch eine Vielzahl von Hörspielen aufgenommen.Hochgelobt wurde unter anderem sein Hörbuch über Peter Ustinov, «DieReisen des Sir Peter». Im Dezember war Lause ein letztes Mal aufeiner Hamburger Bühne zu erleben - mit einem Erich-Kästner-Abend.