«King Kong» «King Kong»: Ein tonnenschwerer Fall von Affenliebe
Halle/MZ. - Ann Darrow (Naomi Watts) ist für die Bühne geboren. Aber im krisengeschüttelten New York von 1933 dämpft Hunger die Luft auf Kultur. Auf der Suche nach einem Job trifft Ann zufällig den ambitionierten Regisseur Carl Denham (Jack Black). Die junge Frau ist misstrauisch, als ihr der Filmemacher eine Rolle offeriert. Erst als sie erfährt, dass der von ihr verehrte Autor Jack Driscoll (Adrien Brody) sie zum Dreh nach Singapur begleiten wird, lässt sich Ann umstimmen.
Die Insel der Saurier
Wenig später findet sich die Schauspielerin an Bord eines verkommenen Seelenverkäufers wieder, dessen Ziel mitnichten die asiatische Metropole ist. Auf der sagenumwobenen Totenkopf-Insel vermutet der Regisseur spektakuläre Drehorte. Völlig zu Recht, denn hier warten nicht nur blutrünstige Eingeborene und imposante Bauwerke, sondern auch allerlei prähistorische Riesenbestien. Über das Eiland herrscht der gigantische Gorilla Kong, dem die Wilden Ann als Opfergabe bringen wollen.
Doch als der Affe den blonden Schopf der Schauspielerin erblickt, regen sich Flugzeuge in seinem Bauch. Es werden bekanntlich nicht die einzigen Flugzeuge bleiben, die im weiteren Verlaufe der Geschichte eine Rolle spielen...
Wer immer in Hollywood mit dem vierten Teil von "Jurassic Park" beschäftigt ist, dürfte bei der Ansicht von "King Kong" ins Schwitzen geraten. Derart bedrohliche und perfekt choreographierte Echsen hat die Welt noch nicht gesehen. Und doch bilden die Saurier nur einen winzigen Abschnitt des dreistündigen Epos. Alles an "King Kong" ist auf Überwältigung angelegt.
Die bombastischen Kulissen scheinen den Zuschauer oft direkt zurück nach Mittelerde zu entführen. Und das auferstandene New York des Jahres 1933 muss jeden vor Neid erblassen lassen, der hier jemals einen Film angesiedelt hat. Dass ein kurzer, glücklicher Moment zwischen Kreatur und Menschenweib dann auch die Grenzen zum Kitsch weit überschreitet, ist bei all der Gigantomanie nur konsequent. Hier soll ganz großes Kino stattfinden, gerade noch rechtzeitig, um den Sinkflug der Zuschauerzahlen anno 2005 zu stoppen.
Auch wenn sein Affenfilm über erstaunlich viel Humor verfügt, hat Peter Jackson die Erfüllung seines Kindheitstraumes sehr ernst genommen. Er liebt nicht nur seinen pelzigen Helden über alles, jede einzelne Figur ist mit Bedacht entworfen - und selbst eine so ungewöhnliche Entscheidung wie die Besetzung von Komödien-Spezialist Jack Black als Filmfanatiker nach Vorbild des Orson Welles erweist sich als goldrichtig.
Phantastische Logik
Soviel Perfektion provoziert natürlich die Suche nach Schwachstellen. Wie denn der riesige Affe in dem kleinen Schiff nach New York gelangen könnte und wo eigentlich die Wilden geblieben seien, wurde der Regisseur auf der Berliner Pressekonferenz gefragt. Da würde er doch eher überlegen, warum es 1933 noch Dinosaurier gibt, entgegnete der Regisseur und definierte damit auch die Zielgruppe seines Werkes. Abenteuerlustige, Fantasyfans, Actionsüchtige und Romantiker - sie alle werden überreichlich bedient. Der klassische "King Kong" von 1933 ist ein wunderbarer Oldtimer, den man niemals verschrotten wird. "King Kong" 2005 ist High-End-Technik mit rundum überzeugender Leistung und zeitlos schönem Design.
Nein, Peter Jackson hat sich keinen kleineren Berg ausgesucht. Er hat den Everest mal eben um ein paar Meter aufgeschüttet.
Der Film startet am Donnerstag in allen Multiplex-Kinos.