Karpatenhund wollen fast nur spielen
Hamburg/dpa. - Guter Bandname. Klingt schön geheimnisvoll und etwas gefährlich. Besser als Silbermond, Tomte oder Juli. Das wissen Sängerin Claire Oelkers und ihre Mitstreiter auch selbst, also nennen sie ihr zweites Album auch gleich «Der Name dieser Band ist Karpatenhund».
Wenn man dann erfährt, dass dieses ominöse Tierchen aus einen Folge der «Drei ???»-Serie stammt, ist man dann fast wieder enttäuscht. Aber die Stimmung hellt sich schnell wieder auf, wenn man in die Platte hineinhört. Der Opener verhallt noch etwas im Ungefähren, obwohl er schon die eher düstere Stimmung des Album anklingen lässt. Ein Warm-up.
Aber mit dem über fünfminütigen «Wald» treffen die Ex-MTV-Moderatorin Claire Oelkers, Stefanie Schrank, Björn Sonnenberg und Jasmin Keßler schon einen Nerv. Die Beats sind treibend und hart, was an der neuen Schlagzeugerin Saskia von Kitzing (Fehlfarben, FM Einheit) liegt, die den Sound der Band hörbar aufgeraut hat, weg vom verträumten Gitarrenpop hin zu akzentuiertem New Wave aus den 80er Jahren. Man muss ja nicht gleich an New Order oder The Cure denken.
«Ich bin so leer wie die Straßen einer Kleinstadt nachts um halb drei», singt Claire Oelkers, im Video dazu steht sie zwischen düsteren Bäumen, Lichtfetzen zerschneiden die Dunkelheit, aber gleich von Anfang an fliegen auch Seifenblasen durch die Nacht, dann kommt Konfetti dazu. Ganz so düster ist die Welt also nicht, die Songs sind fast alle gut tanzbar, aber eben meistens auch smart gemacht. «Claire Witch Project» nennen sie ihr Video, aber Angst muss man vorm Karpatenhund nicht haben, und eine Hexe ist das agile Girlie Oelkers nun wirklich nicht.
«Bubblegum-Indie» nennt das Magazin «U_mag» den Sound der Kölner Band, die seit 2004 zusammen ist, recht treffend. 2007 brachten sie ihr erstes Album heraus, ernteten ganz gute Kritiken, aber dann spielte die Plattenfirma nicht mehr mit, und jetzt wagen sie halt einen Neuanfang. Ein «graues Album», das aber immer noch ganz gut gelaunt herüberkommt, manchmal ist die Tristesse auch nur behauptet. An den Texten könnten sie noch feilen. Trotzdem gelingt der Band nicht nur in Songs wie dem hitverdächtigen «Plastic Soul» ganz gut der Spagat zwischen Spaß und Nachdenklichkeit.