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Kanzler-Ahnengalerie Kanzler-Ahnengalerie: Gerhard Schröder als Ikone in Gold

18.01.2007, 12:30
Das Porträt, an dem der Maler Jörg Immendorff seit vergangenem Herbst arbeitet, ist fast fertig. (Foto: dpa)
Das Porträt, an dem der Maler Jörg Immendorff seit vergangenem Herbst arbeitet, ist fast fertig. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Schröder selbst kam nach Medien-Berichten vom Donnerstag in der vergangenen Woche nach Düsseldorf, um erstmals mit seinem noch ungerahmten Leinwand-Ebenbild Bekanntschaft zu machen. «Das ist ja ein Ding», zeigte er sich auf Anhieb begeistert. Er sei aber auf die Reaktionen gespannt.

Das 100 mal 130 Zentimeter große Werk des 61-jährigen Vertreterseiner neuen Historienmalerei unterscheidet sich deutlich von denanderen Kanzler-Porträts. Schröders Kopf leuchtet darauf im Stileiner Ikone ganz in Gold. Diese Farbe steht in der Kunstgeschichtesymbolisch oft für Reichtum und Freude. Flankiert wird das Porträtvon «Maleraffen», die in Immendorffs Werken immer wieder auftauchen,und von einem stilisierten Bundesadler. In der unteren rechten Eckehat sich der Künstler selbst verewigt.

Nach Angaben von Schröders Berliner Büro hat Immendorff, der aneiner tödlich verlaufenden Nervenkrankheit leidet, dem Ex-Kanzler dasBild privat geschenkt. Es soll als Dauerleihgabe an das Kanzleramtgehen. Damit kämen auf den Steuerzahler keinerlei Kosten zu, erklärteSchröders Büroleiterin Sigrid Krampitz. Wann das Werk neben demseines CDU-Vorgängers Helmut Kohl aufgehängt wird, stehe noch nichtgenau fest.

Vor sieben Jahren hatte Schröder auf einer Reise nach GeorgienImmendorff gefragt, ob er sein Porträt nach dem Ende seinerKanzlerschaft malen wolle. Erst nach einer längeren Bedenkzeit kamdie Zusage. Beeindruckt habe ihn vor allem die ablehnende HaltungSchröders zum Irak-Krieg, berichtete Immendorff. Selbst zum Pinselgreifen kann der meist an den Rollstuhl gefesselte Künstler nichtmehr. Seit längerer Zeit entwirft er seine Bilder nur noch in allenEinzelheiten am Computer. Die Ausführung auf der Leinwand besorgenAssistenten.

Die Galerie im Kanzleramt geht auf eine Initiative von HelmutSchmidt (SPD) aus den 70er Jahren zurück. Die Bilder werden von denausscheidenden Regierungschefs bei einem Künstler ihrer Wahl inAuftrag gegeben und dem Kanzleramt zur Verfügung gestellt. Zuletzthatte sich Helmut Kohl von dem Leipziger Maler Albrecht Gehse in eherkonventioneller Form porträtieren lassen, Helmut Schmidt von demeinstigen DDR-Staatskünstler Bernhard Heisig. Willy Brandt (SPD)hatte den Kölner Künstler Georg Meistermann beauftragt. Kohl ließspäter das feuerrote Bild, auf dem Brandt nach Ansicht von Kritikerneher einem «apokalyptischem Reiter» glich, später durch einerealistischere Darstellung des Düsseldorfer Malers Oswald Petersenaustauschen.