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Kamerakunst Kamerakunst: Mit dem Blick des Revolutionärs

15.01.2003, 13:21
Reproduktion eines Fotos des Revolutionärsführers Ernesto Che Guevara, das seine damalige Ehefrau Aleida March in Chile zeigt - aufgenommen während einer Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung "Der Fotograf Che Guevara" am Mittwoch (15.01.2003) im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit dem fotografischen Nachlass des Revolutionärs zeigt das Hamburger Museum als einzige Station Deutschlands eine weitgehend unbekannte Seite des Argentiniers. Entdeckt wurde die Sammlung vor wenigen Jahren in Kuba, zu sehen sind jetzt 211 Fotografien u.a. aus der Zeit, als Che Guevara für die mexikanische Nachrichtenagentur Agencia Latine arbeitete. Die Schau ist von 17.01. bis 30.03.2003 zu sehen. (Foto: dpa)
Reproduktion eines Fotos des Revolutionärsführers Ernesto Che Guevara, das seine damalige Ehefrau Aleida March in Chile zeigt - aufgenommen während einer Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung "Der Fotograf Che Guevara" am Mittwoch (15.01.2003) im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit dem fotografischen Nachlass des Revolutionärs zeigt das Hamburger Museum als einzige Station Deutschlands eine weitgehend unbekannte Seite des Argentiniers. Entdeckt wurde die Sammlung vor wenigen Jahren in Kuba, zu sehen sind jetzt 211 Fotografien u.a. aus der Zeit, als Che Guevara für die mexikanische Nachrichtenagentur Agencia Latine arbeitete. Die Schau ist von 17.01. bis 30.03.2003 zu sehen. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Den staunenden Fotografen eines Magazins, der sich über die Kamera-Kenntnisse Ernesto Che Guevaras (1928-1967) wunderte, beschied der legendäre Revolutionär einst knapp: «Bevor ich Comandante wurde, war ich Fotograf.» Diese bislang eher unbekannte Seite des Freiheitskämpfers dokumentiert von diesem Freitag an eine Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Der fotografische Nachlass Che Guevaras wird in Deutschland nur in Hamburg zu sehen sein und geht anschließend nach Rom und Graz. Bis zum 30. März sind rund 160 Bilder zu sehen, die der gebürtige Argentinier und kubanische Revolutionär aufgenommen hat. Sie stammen aus dem Studienzentrum Che Guevara in Havanna.

Die Revolution allerdings findet auf den Fotografien des Freiheitskämpfers nicht statt. Viele Bilder haben fast touristischen Charakter oder zeigen Familienmitglieder. Wo auch immer Che sich aufhielt, die Kamera war stets dabei. Als Bildreporter war er für die mexikanische Nachrichtenagentur Agencia Latina unterwegs, als Straßenfotograf verdiente er sich ein Zubrot, und bei seinen Reisen in iberoamerikanische Länder hielt er die schlechten Lebensbedingungen der Bevölkerung auch mit der Kamera fest.

Die meisten der in Hamburg präsentierten Schwarz-Weiß-Bilder sind Originalabzüge, die Che selber angefertigt hat. Sie haben fast alle winzige Formate. «Das liegt daran, dass mein Vater seine jeweiligen Lieblingsbilder gerne mit sich nahm und daran, dass die kleinen Abzüge einfach am billigsten waren», sagte Ches Sohn Camilo Guevara March, der zur Ausstellungseröffnung nach Hamburg kam. Er arbeitet am Che Guevara-Studienzentrum und kümmert sich um den Nachlass seines Vaters.

«Meinen Vater habe ich das letzte mal gesehen, als ich drei Jahre war. Und ich war erst fünf, als er in Bolivien ermordet wurde», erzählte Camilo Guevara March. Seine Erinnerungen an den berühmten Vater seien «mit Träumen und den Erzählungen anderer» vermischt. «Er hat fast nur gearbeitet, und wenn er nach Hause kam, schliefen wir Kinder schon», sagte er. Die Fotos, die Che in Bolivien machte, seien fast alle noch im Besitz des bolivianischen Militärs.

Als Präsident der kubanischen Nationalbank und als Industrieminister dokumentierte das spätere Idol der deutschen Studentenbewegung die Errichtung von Fabrikanlagen. Erinnerungsfotos kubanischer Schlachtfelder fehlen so wenig wie die technischen Errungenschaften des kommunistischen China. Die Schau bietet ferner Aufnahmen mexikanischer Straßenszenen und kubanischer Wälder, beeindruckende Architektur-Fotos ägyptischer, indonesischer und römischer Bauwerke, dazu Milieustudien der Indio- und Mestizenkultur. Alle Bilder zeugen von professioneller Formgestaltung, aber auch von dem humanistischen Blick des Revolutionärs auf seine Mitmenschen.

«Für Che war das Fotografieren immer auch eine Möglichkeit, sich den Menschen zu nähern», sagte sein Sohn. So beweisen die Fotografien des ausgebildeten Arztes und einstigen Mitkämpfers des heutigen kubanischen Staatschefs Fidel Castro Neugier, Respekt und Konzentration auf das Wesentliche.

Guevara kämpfte Ende der 50er Jahre Seite an Seite mit Castro gegen den kubanischen Diktator Fulgenico Batista. Nach dem Triumph der Revolution in Kuba war er einige Jahre als Notenbankchef und Industrieminister tätig. 1965 ging er zunächst in den Kongo und dann nach Bolivien, um dort revolutionäre Bewegungen aufzubauen. Doch in der Provinz Santa Cruz stellte eine Spezialtruppe der Armee den Rebellenführer und rund 50 seiner Mitkämpfer am 8. Oktober 1967. Guevara erlitt bei dem Gefecht eine Schussverletzung und wurde gefangen genommen, tags darauf wurde er durch einen Schuss ins Herz getötet.

Der Sohn des Revolutionärs Ernesto Che Guevara, Camilo Guevara March, aufgenommen während einer Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung "Der Fotograf Che Guevara" am Mittwoch (15.01.2003) im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit dem fotografischen Nachlass des Revolutionärs zeigt das Hamburger Museum als einzige Station Deutschlands eine weitgehend unbekannte Seite des Argentiniers. Entdeckt wurde die Sammlung vor wenigen Jahren in Kuba, zu sehen sind jetzt 211 Fotografien u.a. aus der Zeit, als Che Guevara für die mexikanische Nachrichtenagentur Agencia Latine arbeitete. Die Schau ist vom 17.01. bis 30.03.2003 zu sehen. (Foto: dpa)
Der Sohn des Revolutionärs Ernesto Che Guevara, Camilo Guevara March, aufgenommen während einer Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung "Der Fotograf Che Guevara" am Mittwoch (15.01.2003) im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit dem fotografischen Nachlass des Revolutionärs zeigt das Hamburger Museum als einzige Station Deutschlands eine weitgehend unbekannte Seite des Argentiniers. Entdeckt wurde die Sammlung vor wenigen Jahren in Kuba, zu sehen sind jetzt 211 Fotografien u.a. aus der Zeit, als Che Guevara für die mexikanische Nachrichtenagentur Agencia Latine arbeitete. Die Schau ist vom 17.01. bis 30.03.2003 zu sehen. (Foto: dpa)
dpa