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Kai Niemann Kai Niemann: Zornig sein und singen

09.09.2009, 19:34

Halle/MZ. - "Ein paar Monate später musste ich die alle noch mal auf CD holen", gesteht Kai Niemann. Aber noch eine kleine Weile später war das auch egal. Kai Niemann aus Sangerhausen war ein Star geworden, der mit einer "Im Osten" genannten Liebeserklärung an die neuen Bundesländer und deren knurrig wirkende Bewohner selbst Hörer in Bayern und im Rheinland mit dem Knie wippen ließ.

So richtig ist der Wahl-Leipziger aber doch nichts gewesen für das große Rockgeschäft. Immer unterwegs, immer Hotels, Interviews, dieselben Lieder. Niemann, der nicht mehr der Ober-Ossi sein wollte, ging zurück an die Uni, um sein Jura-Studium zu beenden.

Nur ein bisschen Musik, die geht immer, und deshalb ist der inzwischen 39-Jährige nun wieder da. Sein neuer Hit macht dort weiter, wo "Im Osten" seinerzeit flott und verbindlich aufhörte: "Wir sind das Volk" heißt das Lied, das weniger Hymne auf die friedliche Revolution in der DDR ist als musikalische Übersetzung der Parolen von damals ins Heute. "Wer wird jahrelang von Euch betrogen", singt Niemann zu düsterer Rammstein-Musik. Der Ober-Ossi im Ruhestand als Rächer der Enttäuschten, der fröhliche Schlagersänger als düsterer Mahner: "Wisst ihr nicht, woher ihr kommt", singt er Politik und Wirtschaft ins Gewissen, "wisst ihr nicht, wer wir sind?" Das Volk nämlich, immer noch! Der Mann hat seine Springsteen-CDs nicht nur einmal gehört: "Und wer seid ihr ohne uns?" Steffen Könau