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Jetzt singt er auch noch Jetzt singt er auch noch: Jan Böhmermann begeistert in Leipzig samt Orchester

Von Stephan Lohse 26.01.2019, 08:30
Mit großem Orchester in Leipzig: Jan Böhmermann auf Konzerttour.
Mit großem Orchester in Leipzig: Jan Böhmermann auf Konzerttour. Stephan Lohse

Leipzig - Wer regelmäßig das „Neo Magazin Royale“ verfolgt, der weiß, dass Jan Böhmermann mehr kann als Witze reißen. Immer wieder greift der Moderator in seiner Sendung zum Mikrofon und sorgt mit Liedern wie „Ich hab Polizei“ oder „Menschen, Leben, Tanzen, Welt“ für Lacher und Gesprächsstoff. Inzwischen ist dabei so viel Material zusammengekommen, dass es für einen ganzen Konzertabend reicht.

„Ehrenfeld ist überall“ heißt die aktuelle Tour, die Böhmermann und sein „Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld“ am Freitagabend auch ins restlos ausverkaufte Haus Auensee in Leipzig führte. Er wolle „Brücken bauen und gleich wieder einreißen“ versprach der „blasse dünne Junge“ aus Bremen seinen Fans. Und die bekamen, was sie wollten.

Nahezu alle bekannten Böhmermann-Songs gab es an diesem Abend. Da fehlten „keine Nazis in Sachsen“ genauso wenig wie das neueste Stück, das Arbeiterlied der „Versandsoldaten“. Auffallend ist, im Gegensatz zu Harald Schmidt ist Böhmermann kein Zyniker sondern einer, der tatsächlich aufrütteln will. Einer, der etwas bewegen will und seine Botschaft dabei besonders schön verpackt.

Jan Böhmermann in Leipzig - Spaßsongs mit ernster Botschaft

So sind seine „Versandsoldaten“ eine Anklage an die Arbeitsbedingungen für Paketboten. „Menschen, Leben, Tanzen, Welt“, geschrieben von fünf Menschenaffen im Zoo Gelsenkirchen, entlarvt die Nichtigkeit  deutschen Mainstream-Pops und wie gaga deutscher Hiphop sein kann, zeigt Böhmermann mit seiner Swing-Version von Kay Ones „Style und das Geld“. „Den Käse so lange bloßzustellen, bis so etwas wie Schönheit entsteht“, hat der „Spiegel“ das einmal genannt.

Dass der Abend ein Erfolg wird, liegt aber längst nicht nur an Böhmermann, sondern vor allem an dem Orchester hinter ihm. Albrecht Schrader und Lorenz Rhode haben Musiker versammelt, bei denen Talent und Leidenschaft mindestens genauso funkeln, wie die schwarz-goldenen Outfits, in die sich die 15 Künstler gekleidet haben.

Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld hat richtig Spaß

Den Musikern sieht man an, wie viel Spaß sie haben. Und da Böhmermann seinem Orchester genug Platz zur Entfaltung gibt und sich selbst Pausen nimmt, trägt dieses Orchester den Abend – von Udo Jürgens über Britney Spears bis zu Daft Punk verleiht das Orchester mit seinen Interpretationen bekannten Songs eine ganz neue Note.

So gelingt es dem „RTO“ das anfangs doch eher verhaltene Leipziger Publikum nach und nach aus der Reserve zu locken. Und spätestens bei „Music Instructor“ bebt die Halle. Böhmermann kann das routiniert nach Hause bringen. Zum Abschluss hat sich das Team dann noch einmal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Für die RTO-Version von "Senorita", einem weiteren dieser Gaga-Lieder, die Böhmermann so liebt, hat das Team eigens den Chor der Hochschule für Musik aus Weimar anreisen lassen. Da wird es noch mal rappelvoll auf der Bühne. Ganz so, wie Böhmermann es angekündigt hatte: ein bisschen menschliche Wärme. Zum Text von Kay One und Pietro Lombardi.

(mz)