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Interview mit Helge Schneider Interview mit Helge Schneider: "Ich fühle mich jünger"

06.08.2013, 18:08
Unser Dr. Sommer: Helge Schneider ist wieder auf Tour. Am 25. August spielt er in Leipzig.
Unser Dr. Sommer: Helge Schneider ist wieder auf Tour. Am 25. August spielt er in Leipzig. meine Supermaus GmbH Lizenz

münchen/MZ - Er hat schon die passenden Klamotten an. In hellen Jeans, abgeschrabbeltem T-Shirt und mit Strohhut auf dem Kopf heißt Helge Schneider, seinen Interviewpartner im Münchner Hotel „Bayerischer Hof“ willkommen. Am Freitag erscheint Schneiders neues Studioalbum „Sommer, Sonne, Kaktus!“. Entstanden sind die Songs in Schneiders spanischer Hütte und seinem legendären Studio in Mülheim. Und natürlich hat er alle Instrumente eigenhändig eingespielt und auch selbst aufgenommen. Mit Helge Schneider sprach Steffen Rüth.

Herr Schneider, in Ihrem neuen Lied „Sommer, Sonne, Kaktus!“ singen Sie über „blauen Himmel“, „gute Laune“ und ein „beautiful girl on the Schoß“. Wie inspirieren Sie sich für so einen Song?

Schneider: Gar nicht, die Inspiration kommt von selbst. Das sind so Träume. Der Typ im Lied stellt sich das alles so schön vor in seiner Phantasie, doch in Wirklichkeit geht er ins Duisburger Hallenbad.

Sind Sie ein Sommermensch?

Schneider: Nö, ist mir egal. Winter mit dick Schnee finde ich auch gut. Zwischen minus 25 Grad und 0 und dann zwischen 12 und 45 Grad – das ist in Ordnung, das mag ich. Der Rest ist so Egalwetter.

Liegen Sie im Schatten oder in der Sonne?

Schneider: Bei ganz heller Sonne ziehe ich lange Sachen an. Ich habe ja ein Häuschen in Spanien, aber ich gehe selten ans oder ins Meer. Höchstens mal im Dezember ein Ründchen schwimmen. Wenn die Sonne knallt, gehe ich nur mit den Kindern an den Strand. Dann mit Sonnenschirm und allem. Kleine Kinder musst du total eincremen, sonst sind die nachher weg.

Das Album „Sommer, Sonne, Kaktus!“ ist Dein erstes seit über sechs Jahren und eine Mischung aus englischen Coversongs wie „Somewhere over the Rainbow“, eigenen englischen Liedern und selbstkomponierten deutschen Stücken. Wie ist es entstanden?

Schneider: Am Anfang stand meine Lust, wieder einen Film zu machen, daran hatte ich plötzlich richtig Spaß. Dann habe ich die Filmmusik gemacht und kriegte auch Spaß am Aufnehmen. So entstand die CD. Dass das Album jetzt noch vor dem Film rauskommt, liegt am Thema. Was soll ich mit Sommersongs im September?

Hatten Sie nicht vergangenes Jahr angekündigt, weniger zur arbeiten und mal nicht auf Tournee zu gehen? Sie wollten mit Ihren drei Treckern zum Beispiel das Grundstück Ihres Hauses in Mülheim an der Ruhr in Schuss halten.

Schneider: Von den Treckern habe ich zwei wieder verkauft, jetzt habe ich nur noch einen kleinen. Die Wiese habe ich ewig nicht gemäht, mal gucken, wie das aussieht, wenn ich nach Hause komme. Ich habe ja in meiner Freizeit immer so unheimlich viel zu tun.

Das neue Album hat eine spanische, überhaupt mediterrane Grundstimmung.

Schneider: Das Hauptinstrument auf der Platte ist die klassische spanische Gitarre. Ich finde diese Art von Musik einfach gut – Flamenco, Akkordeon, kleines Bongo, das ist schön. Das hat so etwas Lagerfeuer-mäßiges. So wollen wir es auch auf die Bühne bringen. Insgesamt ist es ein folkloristisches Album. Ein Folklorealbum.

Nach all dem Stress der vergangenen Jahre: Spüren Sie das Alter?

Schneider: Natürlich. Ich kann nicht mehr so gut gucken und rechts nicht mehr so gut hören. Ich brauche eine Lesebrille, auch wenn ich das erst gar nicht einsehen wollte.

Und körperlich?

Schneider: Fühle ich mich fitter als vor zehn, 15 Jahren. Tatsächlich: Ich fühle mich seit einiger Zeit wieder jünger. Das beobachte ich auch bei anderen Leuten in meinem Alter.

Woran liegt das?

Schneider: Man wird wieder so herrlich naiv. Unbeschwerter. Anderes wird wichtiger als in jüngeren Jahren, in denen man seinen beruflichen Zielen hinterherrennt, Karriere machen will. Irgendwann braucht man das nicht mehr.

Die Gelassenheit des Alters?

Schneider: Ja, klar, ich bin auf jeden Fall gelassener geworden. Den Tod vor Augen fühlt man sich befreit von dem Leben. (lacht) Das ist natürlich ein harter Satz, aber er stimmt.

Sie sind 57.

Schneider: Und ganz bald werde ich 58. Wer weiß, wie lange ich noch lebe. Es kann jeden Tag zu Ende sein. Aber so lange bin ich noch der Helge. Wer weiß, vielleicht lebe ich ja noch 60 Jahre. In Japan ist gerade einer mit 116 gestorben, wenn ich Glück habe, ist also gerade erst Halbzeit für mich.

Helge Schneider am 25. August in Leipzig: Parkbühne um 20 Uhr

Tickets für das Leipziger Konzert:www.eventim.de