Interview: Eros Ramazzotti Interview: Eros Ramazzotti : Erfolgsrezept: Viel Liebe und kein Laster

Leipzig - Mehr als 50 Millionen verkaufte Alben und Hits wie „Adesso tu“ oder „Se bastasse una canzone“: Eros Ramazzotti (53) ist ein Weltstar. Anfang Dezember kommt der Italiener für drei Konzerte nach Deutschland. „Perfekt“, sagen seine Fans. Und „Perfetto“ ist auch der Titel der neuen Scheibe, die Ramazzotti auf seiner gleichnamigen Tournee im Gepäck hat. Am 3. Dezember um 20 Uhr will der Schmusesänger das Publikum in der Leipzig Arena verzaubern. Und das kann er bestimmt perfekt, oder? Sylvia Pommert hat für die MZ nachgefragt.
Sind Sie Perfektionist?
Ramazzotti: Es gibt keine Perfektion. Der Titel „Perfetto“ ist also eher selbstironisch gemeint. Außerdem ist das ein sehr italienisches Wort – das man aber auch in anderen Sprachen hört und versteht.
So ganz will ich das nicht glauben. Denn man sagt Ihnen nach, Sie seien ziemlich perfektionistisch, wenn es um Ihre eigenen Songs geht.
Ramazzotti: Es ist eher mein Instinkt, der mich schöne Songs schreiben und sie bestmöglich arrangieren lässt. Also zumindest hoffe ich das.
Und was hat Ihnen Ihr Instinkt beim aktuellen Album „Perfetto“ geraten?
Ramazzotti: Zu reisen. Auf der Suche nach dem internationalen Sound, der sich am besten mit meiner italienischen Art verbinden lässt, bin ich nach Amerika gegangen. Mit dem Ergebnis war ich zufrieden.
Ihre Fans offenbar auch…
Ramazzotti: Für sie muss man immer sein Bestes geben. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten sitzt das Geld für den Kauf von CDs nicht so locker. Umso mehr will ich die Menschen, die nach meiner Musik greifen, belohnen mit allem, was ich geben kann.
Ramazzotti verzichtet auf elektronische Klänge
Sie verzichten bewusst auf aktuelle Trends in der Musik. Es gibt zum Beispiel keine elektronischen Klänge. Alles ist handgemacht. Ist das eine Entscheidung für die Fans, die mit Ihnen reifer geworden sind?
Ramazzotti: Wenn ein Album entsteht, denke ich gar nicht darüber nach, ob das, was ich da mache, denen gefällt, die es später anhören. Natürlich hoffe ich, dass die Titel bei meinem Publikum ankommen. Aber tatsächlich folge ich meinem sehr persönlichen Geschmack.
Und der lässt für elektronische Sounds keinen Raum?
Ramazzotti: Solche technischen Spielereien faszinieren mich durchaus. Doch für „Perfetto“ wollte ich mich ausschließlich auf gute Musiker und original eingespielte Musik konzentrieren. Ich wollte einen echten, ehrlichen Sound.
Ramazzotti: „Künstler brauchen mehr Zeit, um sich zu entfalten."
Schmerzt Sie die Schnelllebigkeit in der Musik?
Ramazzotti: Das kann man von zwei Seiten sehen. Was mir überhaupt nicht gefällt, ist die Tatsache, dass sich kaum noch jemand die Zeit nimmt - oder die Mühe macht - ein ganzes Album anzuhören. Man lässt dem Talent eines Künstlers nicht mehr ausreichend Zeit, sich zu entfalten. Das Angebot an Musik ist so immens und die Verfügbarkeit so groß, dass die Zuhörer all das gar nicht mehr wirklich verarbeiten können.
Und die positive Seite …?
Ramazzotti: Es ist doch auch traumhaft, so viel Musik abrufbereit zu haben. Ich als Künstler weiß also, dass ich theoretisch immer wieder neue Menschen in jedem Winkel der Erde mit meiner Musik erreichen kann! Das ist ein schönes Gefühl.
Herunterladen ist also besser als eine CD?
Ramazzotti: Für mich ist ein Tonträger zum Anfassen immer etwas sehr Emotionales … wie ein Kind, das aus der eigenen Kreativität geboren wird und dann heranwächst. Im besten Falle zu einem Hit, den alle singen. Ich war Teenager in den 70ern, bin mit der Schallplatte aufgewachsen. Das hat mich geprägt – wie eine Tradition. Leider ist diese Tradition mit der Zeit ein bisschen verloren gegangen. Aber wenn man es genau nimmt, gehen Traditionen überall so ein bisschen verloren. Auch deshalb war es mir jetzt wichtig, dass „Perfetto“ eine handgespielte Platte wird ohne viel Technik.
Mit Ihren Songs möchten Sie die Herzen der Menschen erreichen. Welche Musiker haben Ihr Herz berührt?
Ramazzotti: Oh, das sind einige. Zum Beispiel Genesis, Pink Floyd, Lucio Battisti … Aber ich bin auch offen für junge Musiker.
Sie selbst haben in Deutschland das Image eines Schmusesängers. Nervt Sie das manchmal?
Ramazzotti: Ja sicher singe ich oft von der Liebe. Und daran gibt es auch nichts auszusetzen. Ich weiß, dass ich in Deutschland dafür geschätzt werde. Aber in der Musik von Eros Ramazzotti gibt es noch viel mehr zu entdecken. Und ich hoffe einfach, dass diejenigen, die meine Konzerte besuchen, das auch herausfinden werden.
Songs auf Italienisch, Spanisch - nur Deutsch geht für Ramazzotti nicht
Es könnte allerdings etwas schwierig werden. Denn nicht jeder spricht Italienisch. Wirklich schade, denn Ihre Texte sind sehr poetisch. Einen Teil Ihrer Alben haben Sie in Spanisch aufgenommen. Warum nicht auch in Deutsch?
Ramazzotti: Meine Platten nehme ich immer in italienischer und auch in spanischer Sprache auf. Seit vielen Jahren mache ich das nun schon so, und es geht mir leicht von der Hand. Die deutsche Sprache finde ich dagegen sehr schwierig. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass es mir jemals gelingen wird, in Eurer Sprache zu singen. Leider.
Viele Ihrer Texte enthalten autobiografische Elemente. Wie viel von Ihrem Privatleben würden Sie preisgeben?
Ramazzotti: Tatsächlich inspiriert mich vieles von dem, was ich persönlich erlebe und fühle, zu neuen Songs. Trotzdem sind sie nicht immer autobiografisch. Ich erzähle also nicht nur - und nicht alles - von mir, sondern auch viel von dem, was um mich herum geschieht.
Doch auch da scheint die Liebe eine zentrale Rolle zu spielen. Wie wichtig ist Ihnen Ihre Familie?
Ramazzotti: Sehr wichtig. In meinem Leben ist sie das Wichtigste überhaupt. Meine Familie kommt vor allen anderen Dingen. Ich liebe meine Arbeit wirklich sehr, aber lange kann ich von meiner Familie nicht getrennt sein.
Und von Ihren drei Kindern. Wächst da vielleicht schon ein neuer Popstar heran?
Ramazzotti: Alle drei lieben Musik – von der Größten bis zum Kleinsten. Meine beiden Jüngsten kommen sogar oft mit ins Studio. Sie wollen dabei sein, wenn ich Musik mache. Wer weiß, was daraus wird.
Als Frau darf ich diese Frage stellen: Wie schaffen Sie es, immer so gut auszusehen?
Ramazzotti: Ich trainiere mehrmals in der Woche. So halte ich mich fit. Und ich versuche, gesund zu essen. Wenn ich auf die Bühne gehe, möchte ich gesund sein und mich topfit fühlen.
Und Laster?
Ramazzotti: Laster habe ich keine.
Die MZ verlost zwei Exemplare des Albums „Perfetto“. Schreiben Sie bis Freitag, 12 Uhr, eine E-Mail an [email protected]. Adresse bitte nicht vergessen! Die Gewinner werden unter Ausschluss des Rechtsweges ermittelt und benachrichtigt.
Karten für das Konzert am Samstag in der Arena Leipzig gibt es bei TiM-Ticket unter 0345/2 02 97 71. (mz)