Internet-Hit "Leading Lady Parts" Internet-Hit "Leading Lady Parts": Kurzfilm kritisiert Hollywoods absurdes Frauenbild

Köln - Dünn und kurvig. Allerdings nicht zu kurvig, aber trotzdem mit großen Brüsten. Keinesfalls aber mit zu breiten Hüften.
Oftmals sind die Anforderungen an weibliche Hauptrollen in der Filmindustrie sehr skurril, kaum zu erfüllen und vor allem eins: absolut realitätsfern.
Im Kurzfilm „Leading Lady Parts“ zeigen Schauspielgrößen wie die britischen Schauspielerinnen Emilia Clarke und Felicity Jones wie es hinter den Kulissen im glamourösen Hollywood abläuft. Die Idee zum Film sei bei einem Gespräch unter Frauen aus der Branche entstanden, während sie sich über die „Time’s-Up“-Bewegung unterhielten, sagte Produzentin und Schauspielerin Gemma Arterton der „Los Angeles Times“. „Es gab so große Themen, über die gesprochen werden musste. Wir hatten das Gefühl, dass es fantastisch wäre, etwas Leichtes und Komisches zu machen, dass die Inhalte rüberbringt, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.“ Produziert wurde der Film dann ausschließlich von Frauen.
Drehbuchautorin Jessica Swale lässt im Film kein Klischee der Realität aus und ihre Darstellerinnen kein Blatt vor den Mund nehmen: Sexistische und rassistische Kommentare dominieren daher den Streifen.
„Cleverness interessiert nicht“
Laut Swale ist es nicht gewünscht, dass weibliche Hauptrollen lebhaft, mutig, kühn, clever sind. All das soll der weibliche Part in der realen Welt nicht sein, zumindest nicht offensichtlich. Wenn überhaupt nur ein bisschen, aber bloß nicht zu viel. Schönheit zähle, „Cleverness interessiert nicht.“
Der Film besteht deshalb aus zahlreichen überspitzten Dialogen und Szenen. „Leading Lady“ scheint ein Synonym zu sein für „dünne sexy Nutten-Jungfrau“. Denn das sei es, was gewünscht wird. Traurige Szenen seien in Ordnung, Weinen auch, allerdings kein „hässliches Heulen“. Das Ganze dann am besten in der Dusche, nur so für’s Bild.
Schauspielerin Jones wird in „Leading Lady Parts“ also gebeten ihren Pullover auszuziehen: „Als Ärztin? Im November in London? Wofür?“ Aber natürlich: Die Caster/innen müssen ja schließlich sehen, ob ihre Hüften zu breit sind. „Mama-Hüfte“ geht schließlich gar nicht.
Ähnlich geht es Gemma Chan: Sie soll ihren Text außerdem etwas „weißer“ vortragen. Die Schwarze Schauspielerin Wumni Mosaku wird wie selbstverständlich gebeten, Kaffee zu holen, vorsprechen darf sie allerdings nicht.
Auch wenn die Szenen des Films überzogen, ironisch und witzig angelegt sind, zeigen sie dennoch wie sehr Sexismus, Rassismus und unrealistische Schönheitsideale den Arbeitsalltag der Filmbranche prägen. Ende Juli lief der Kurzfilm auf BBC. Nun wird er Im Internet gefeiert.