I Muvrini mit vielstimmiger Unterstützung
Hamburg/dpa. - Für ungewöhnliche musikalische Crossover-Projekte ist die korsische Band I Muvrini seit langem bekannt. Jetzt haben die Brüder Jean-François und Alain Bernardini, die bereits mit Sting und Lou Reed gearbeitet haben, diese Tradition fortgesetzt.
Für ihr neues Album «I Muvrini & les 500 Choristes» spielten die Korsen unter anderem mit der stimmgewaltigen englischen Sängerin Sarah Brightman den Gypsy-Kings-Hit «Tú quieres volver» ein - begleitet vom London Symphony Orchestra und 500 Laiensängern als Chor.
Für eine Coverversion von Bruce Springsteens «Streets Of Philadelphia» wurde die indonesische Sängerin Anggun verpflichtet, die mit ihrer markanten rauchigen Stimme Akzente setzt. Und die Australierin Tina Arena, ebenfalls stimmgewaltig, begleitet den Erfolgssong «À Volte Rivolta» der Muvrinis.
Das Besondere des Albums mit 14 alten und neuen Songs ist aber vor allem die Untermalung mit den 500 Laiensängern, meist als Hintergrundchor. So wird eine Version von Jacques Brels Chanson-Klassiker «Amsterdam» zu einem ungewohnten Klangerlebnis. Herzergreifend berührt das «Agnus Dei», das I Muvrini in ihrer korsischen Musiktradition interpretieren oder das religiöse Schlusslied des Albums.
Jean-François Bernardini bekennt sich zu den religiösen Wurzeln Korsikas, auch wenn er den katholischen Glauben nicht regelmäßig praktiziere. Er besuche, egal wo er sei, Gotteshäuser - egal ob jüdische, muslimische, orthodoxe oder protestantische, sagte er der dpa. Seine Religion sei der Glaube an den Menschen an sich und dessen grundsätzlich positive Möglichkeiten. «Wenn ich mich ändere, verändere ich ein wenig die Welt», sagt er.
Hier sieht er auch einen Ansatz, die gerade wieder aufflammende Gewalt in den Banlieus (Vorstädten) französischer Städte zu verstehen. «Wer mit sich selbst nicht im Reinen ist, kann nicht friedfertig sein.» Natürlich beruhten die Krawalle auf sozialen Problemen, es seien jahrelang politische Fehler begangen worden. «Die Banlieus sind Orte der Chancenungleichheit und der Diskriminierung.» Finanzielle Hilfen der Politik reichten aber allein nicht aus, um die Probleme zu lösen. Notwendig sei mehr Chancengleichheit, gegenseitiger Respekt und Anerkennung zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, zwischen Immigranten und Einheimischen.
Bernardini zeigte sich skeptisch, dass Staatspräsident Nicolas Sarkozy die Probleme politisch lösen könne. «Ich möchte dies gern hoffen können, aber ich bin kein Politiker.» Der Musiker mahnte, wie in vielen seiner tief humanistischen und poetischen Liedtexte, zur Gewaltlosigkeit und appellierte an die Verantwortung jedes Einzelnen: «Wer gesellschaftlich etwas verändern will, muss bei sich selbst anfangen.»
I Muvrini sind Special Guests der Deutschlandtournee «Nokia Night of the Proms», die mit zahlreichen anderen Musikern am Freitag in Hamburg begann. Am 22. Februar werden I Muvrini ebenfalls in Hamburg eine eigene kleine Deutschlandtour starten. Weitere Stationen sind Erfurt (23.2.), Berlin (24.2.), Stuttgart (25.2.), München (26.2.), Mainz (27.2.) und Köln (28.2.).