Historische Liebesgeschichte Historische Liebesgeschichte: Liefers spielt bei Dreharbeiten in Leipzig

Leipzig/dapd. - Träger von braunen Uniformen mit roten Hakenkreuzbinden, Wahlplakate von Nazis und Kommunisten, alte Autos und Lkw: Ein Leipziger Hinterhof hat sich für ein paar Tage in das Berlin des Jahres 1932 verwandelt. Gedreht wird dort derzeit ein Film mit dem Arbeitstitel „Nacht über Berlin - Der Reichstagsbrand“, einer der Hauptdarsteller ist Jan-Josef Liefers. Er verkörpert einen jüdischen Arzt und SPD-Abgeordneten. „Hätte ich die Rolle angeboten bekommen, hätte ich auch gern den fiesen Nazi gespielt“, sagt er.
Die Figur, die Liefers stattdessen spielt, ist die eines „nicht gläubigen, nicht religiösen und nicht praktizierenden Juden“, wie es der Schauspieler selbst umreißt. Als Armenarzt Albert Goldmann im Berliner Arbeiterviertel Wedding arbeitend, erlebt er nicht nur als Reichstagsabgeordneter die Veränderungen, die das Ende der Weimarer Republik und das Erstarken des Nationalsozialismus auslösen. Liefers Ehefrau Anna Loos spielt die Inhaberin eines Ballhauses, die sich in Goldmann verliebt.
„Henny Dallgow ist eine für die damalige Zeit sehr moderne Frau, die sich überhaupt nicht für Politik interessiert“, beschreibt Loos den von ihr dargestellten Charakter. Im familiären Umfeld der Henny ist auch der Nazikarrierist Erhart von Kühn zu finden, dargestellt von Sven Lehmann. „Daraus ergeben sich Fragen, wie etwa danach, wer schon damals gewusst hat, in welche Richtung sich Deutschland bewegen würde“, sagt Loos.
Zwtl.: Gute Drehbedingungen in historischer Bausubstanz
Dass zumindest ein Teil des Streifens in Leipzig gedreht wird, ist laut Regisseur Friedemann Fromm auf verschiedene Umstände zurückzuführen. „Die Stadt hat eine schöne historische Bausubstanz, die Drehbedingungen sind gut, man findet ausgezeichnete Komparsen und die Behörden sind sehr aufgeschlossen“, zählt er auf. Wobei er zumindest beim letztgenannten Punkt eine Ausnahme machen muss: Gern hätte er im Bundesverwaltungsgericht gedreht, das dem Reichstag ähnelt, bekam dafür aber keine Genehmigung.
Auch wenn Loos und Liefers sich amüsiert geben, Fragen nach der gemeinsamen Arbeit als Ehepaar in einem Film scheinen sie zu nerven, zu oft werden sie gestellt. „Es hat seine Vorteile, während man abends sonst die Szenen des nächsten Tages mit Kollegen an der Hotelbar bespricht und dabei häufig zu viel trinkt, können wir uns abends im Bett darüber unterhalten und ich kann gleich einschlafen“, sagt Loos. „Wir arbeiten gern zusammen, aber es muss gute Gründe haben“, assistiert Liefers.
Auf die Frage, ob er - der eher der Sympathieträger im Film sein dürfte - auch gern den Nazi gespielt hätte, erklärt Liefers: „Mich reizen Rollen nicht, weil sie am Ende sympathisch rüberkommen.“ Hätte er zum Beispiel das Angebot bekommen, den Nazi Erhart von Kühn darzustellen, dann hätte er das gern getan. „Die Rolle, die man übernimmt, hat ja nichts mit einem selbst zu tun.“ Laut Fromm ist es zudem gerade bei historischen Stoffen wichtig, dass die Schauspieler es verstehen, ihre Figuren so zu verkörpern, wie sie im geschichtlichen Zusammenhang gelebt haben. „Also nicht mit dem Wissen von heute“, nennt er ein Beispiel. Und ruft dann wieder zur Arbeit.