Heinrich II. Heinrich II.: Herr Kaiser unter dem Sternenmantel

Bamberg/MZ. - Diese spannenden und so gar nicht heiligmäßigenZüge Heinrichs II. rückt die große BambergerAusstellung genauso ins rechte Licht wie diemittelalterliche Herrscherpraxis des "Reisekönigs".Im Marstall der Alten Hofhaltung illustriertman die Folgen der reisenden Regierung drastischund witzig: Ein Schwarm Plastik-Heuschreckensteht für das Gefolge des Königs, das dieVorräte eines Ortes rasch auffressen konnte.Hier im Historischen Museum, der zweiten Stationder Ausstellung, findet man allerorten nebeninteressanten Originalen solche sinnlichenInszenierungen. Da gibt es eine Speisekammermit echten Schinken und Würsten, um den Besucherüber den Speiseplan der Zeit zu informieren,Schränke und Schubladen lassen sich öffnen,einzelne Gegenstände dürfen angefasst werden.
Nach den ersten beiden Stationen, die überdas Leben der einfachen Leute und über dieBedingungen von Heinrichs Herrschaft aufklären,bietet sich ein Biergarten zum Verschnaufenan. Und ein "Kaiser-Heinrich-Bier" fördertdie illuminierten Stimmung, um die Prachthandschriftenin der Staatsbibliothek zu bewundern, dieaus konservatorischen Gründen beinahe in Dunkelheitpräsentiert werden.
Schier unglaublich erscheint beispielsweisedas Alter von 1000 Jahren des "RegensburgerSakramentars", von dem die Seite mit der KrönungHeinrichs II. durch Christus zu sehen ist.Der Kaiser stiftete nämlich kostbare Handschriften,die er zum Teil vorigen Besitzern entwendethatte, in erheblicher Anzahl und Qualität,vor allem dem von ihm gegründeten LieblingsbistumBamberg. Kein Wunder, dass man hier energischund mit Erfolg seine (1146) und seiner Frau(1200) Heiligsprechung betrieb.
Die letzte Station der Schau, das BambergerDiözesanmuseum, lockt mit den berühmten Papst-und Kaisergewändern. Ganz ohne Inszenierungwerden sie zur Schau gestellt, einer prächtigerals der andere, herausragend allerdings derwundervolle "Sternenmantel" mit der rühmendenAufschrift "Zierde Europas Kaiser Heinrich".
Bis 20. Oktober; Katalog, 440 Seiten,16 Euro.