Hans Friedrich Geist Hans Friedrich Geist: Kinderbilder zeigen ihre wirkliche Welt
Halle/MZ. - Die Nachteile liegen auf der Hand: Wer nichts über Hans Friedrich Geist, auf dessen kunstpädagogische Arbeit die gezeigten Bilder (oder Kunstwerke?) zurückgehen, weiß, wird sich erst im Rückwärtsgang durch die Chronologie dieses erstaunlichen Lebens buchstabieren und erfahren, was Geist mit Halle zu tun hat, was ihn mit dem Bauhaus verband und wie er durch die NS-Zeit gekommen ist.
Dass Hans Friedrich Geist zur Kunst - und zur kunsterzieherischen Beschäftigung mit Kindern kam, mag einerseits seiner Herkunft (der Vater war Musiker, die Mutter Sängerin) geschuldet sein, andererseits aber der entbehrten Elternliebe: Die Mutter hatte sich aus Karrieregründen nicht um den Jungen kümmern können, der Vater ging nach dem Scheitern seiner ersten Ehe eine neue Verbindung ein. So wuchs das Kind bei den Großeltern in Weimar auf.
Zur Lehrerausbildung bestimmt und an Philosophie wie Kunstgeschichte interessiert, geriet Geist frühzeitig in Kontakt zum Weimarer Bauhaus. Später, während seiner halleschen Jahre (1930-34), studierte er neben seiner eigenen Lehrtätigkeit an der Schule der Pädagogischen Akademie Halle als Gast im Meisterkurs von Paul Klee in Dessau. "Gestaltungsunterricht" ist der zentrale Begriff in Geists Wirken, ab 1925 praktizierte er zunächst im thüringischen Meuselwitz, ab 1930 in Halle - und löste eine Debatte darüber aus, ob die der Moderne verwandt erscheinenden bildlichen Arbeiten der Kinder nun auf die Ebene von Kunstwerken erhoben werden dürften oder nicht. Dabei ging es Geist um die "Befreiung und Entwicklung der produktiven Kräfte im Kind", jede "absichtliche Forcierung und Herausstellung des ,Künstlerischen' in den Kinderarbeiten" sei ein Unglück, schrieb er 1931 - obgleich ihn selbst eine unterstellte Nähe von Werken Paul Klees und Kinderarbeiten fasziniert hatte.
Hans Friedrich Geist, politisch wie nicht wenige seiner Zeitgenossen unentschieden zwischen der eher linken Moderne und einer Nähe zum "Völkischen", trat 1934 mit dem Buch "Die Wiedergeburt des Künstlerischen aus dem Volk" hervor. Devote Adressen an die neuen Machthaber änderten indes nichts daran, dass er in deren Augen ein unsicherer Kantonist zu sein.
Ausstellung im Volkspark bis zum 12. Mai, Mo-Fr 14-19, Sa / So 11-16 Uhr.
Vortrag von Prof. Josef Walch: "Fritz Winter, Hans Friedrich Geist und die Pädagogische Akademie in Halle 1912-1933", am Dienstag, 19 Uhr, Stiftung Moritzburg