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Halle Halle: Schätze aus London für saniertes Händel-Geburtshaus

Von Sophia-Caroline Kosel 09.04.2009, 12:49
Hinter einer Büste des Komponisten Georg-Friedrich Händel (1685-1759) steht eine Frau im Händel-Haus in Halle (Saale). In dem neu gestalteten Geburtshaus von Händel werden zur Wiedereröffnung musikalische Schätze aus England präsentiert, darunter Händel-Handschriften aus der British Library London, die erstmals in Deutschland zu sehen sind. (FOTO: DPA)
Hinter einer Büste des Komponisten Georg-Friedrich Händel (1685-1759) steht eine Frau im Händel-Haus in Halle (Saale). In dem neu gestalteten Geburtshaus von Händel werden zur Wiedereröffnung musikalische Schätze aus England präsentiert, darunter Händel-Handschriften aus der British Library London, die erstmals in Deutschland zu sehen sind. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle/dpa. - In einem abgedunkelten kleinen Zimmer mitniedriger Holztür und beleuchteten Vitrinen präsentiert PhilippAdlung das für ihn «Allerheiligste»: Handschriften von GeorgFriedrich Händel (1685-1759), die dieser dem englischen Staat vererbthat und die seither in der British Library in London bewahrt werden.«Sie sind nationales Kulturgut und waren in Deutschland noch nie zusehen», sagt der Direktor des Händel-Hauses Halle.

In dem Fachwerkhaus hat der Barockkomponist seine ersten 18 Jahreverbracht. Gestorben ist er in England. An diesem Dienstag, Händels250. Todestag, wird sein acht Monate lang geschlossenes Geburtshauswiedereröffnet - mit rekonstruierter Fassade und modernisierterDauerausstellung, in der drei Monate lang die Handschriften für einenBesucheransturm sorgen sollen.

Auf die Originale in der neuen «Schatzkammer» des Museums ist derDirektor auch deshalb stolz, weil der Komponist seiner Geburtsstadtnichts Gegenständliches hinterlassen hat - und das Museum dortnormalerweise keine Händel-Originale zeigen kann. Seine Handschriftenund persönlichen Gegenstände sind in England, wo er fast ein halbesJahrhundert lang gelebt hat. «London hatte damals 800 000 Einwohnerund war die größte Stadt der Welt, Halle hatte 15 000 Einwohner»,weiß Adlung. «Wir dürfen es ihm nicht übelnehmen, dass er Halleverlassen hat.»

In Händels Geburtshaus nahe des Marktplatzes von Halle erhaltendie Besucher in 14 Räumen Einblicke in Händels Jugend in Halle (1685-1703) und seine Wander- und Meisterjahre (1703-1759). Nach 25 Jahrenwurde die zuletzt arg verstaubt und eng wirkende Dauerausstellungerstmals modernisiert. Sie trägt nun den Titel «Händel - DerEuropäer». Hinter der neu getünchten Fassade des Fachwerkhauseshängen an weißen Händen dutzende Stiche und Bilder. Sie zeigenZeitgenossen des einstigen Bewohners und Ansichten von Orten, andenen er sich aufhielt. Auch einige historische Instrumente gehörenzur Schau - allerdings keine, an denen Händel selbst spielte.

Rund zwei Millionen Euro hat der Umbau des Hauses gekostet. Dabeientstand auch ein deutlich größeres Eingangsfoyer mit Schließfächern,Garderoben und einem Shop. «Es sieht nun so aus, wie man es in einemMuseum erwartet», sagt Adlung. Unter dem Foyer wurde ein romanischesGewölbe aus dem 13. Jahrhundert freigelegt, in dem Händels Vaterseinen Weinkeller hatte. Es soll künftig für Vorträge und Konzertegenutzt werden. Die Dauerausstellung erstreckt sich über zwei Etagenmit niedrigen, kleinen Räumen und alten Dielen.

In der neuen Schau trifft Corian auf Caslon: Corian ist einMaterial, das wie Marmor wirkt und aus dem die Beschriftungsschilder,Podeste und Bilderrahmen bestehen. Caslon ist eine 1730 in Englandentwickelte Schriftart. Zitate von Händel-Zeitgenossen stehen indieser Schrift auf weißen Wänden. «Händel ist der größte Componist,der je gelebt hat...Ich würde mein Haupt entblößen und auf seinemGrabe niederknien!», sagte etwa Ludwig van Beethoven im Jahr 1823.