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Grabungen Grabungen: Thüringer Archäologen mit reichen Funden

25.12.2011, 12:00
Thüringer Archäologen mit reichen Funden. Bronzebeile, die 2012 bei Grabungen in Dermsdorf (Landkreis Sömmerda) gefunden wurden. (FOTO: DPA)
Thüringer Archäologen mit reichen Funden. Bronzebeile, die 2012 bei Grabungen in Dermsdorf (Landkreis Sömmerda) gefunden wurden. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Weimar/dpa. - Die Thüringer Archäologen haben bei Grabungen inden vergangenen zwölf Monaten reiche Beute gemacht. Der Glücksfalldes Jahres sei der Schatz von Dermsdorf nahe Sömmerda gewesen, beidem 100 Bronzebeile aus der frühen Bronzezeit in einem Tongefäßgeborgen wurden, sagte Landesarchäologe Sven Ostritz in Weimar ineinem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Die Stücke sind rund3800 Jahre alt und etwa zwischen 10 und 22 Zentimeter groß. Einabsolut außergewöhnlicher Fund.» Im Freistaat wird laut Ostritz beiGrabungen jährlich an mehr als 100 Stellen nach Zeugnissenvergangener Kulturen gesucht - zumeist vor dem Bau vonEisenbahntrassen, Straßen oder von Wohn- und Gewerbegebieten.

Der Schatz von Dermsdorf wurde an der Giebelseite eines Hausesentdeckt, auf dessen Überreste die Archäologen gestoßen waren. Miteiner Breite von 10,5 Metern und einer Länge von 44 Metern war derHolzpfostenbau für die damalige Zeit geradezu riesig, sagte Ostritz.«Es muss ein öffentliches Gebäude gewesen sein - vermutlich fürkultische Zwecke.» Darauf deute auch die Nähe zum sogenanntenLeubinger Fürstengrab hin, einem grünen Hügel, der schon vor langerZeit untersucht wurde.

Seit Anfang April hatten die Archäologen dort vor dem Bau einerUmgehungsstraße auf einer Fläche von 7000 Quadratmeter gegraben.Dabei waren sie auf etwa 500 Funde vor allem aus der frühenBronzezeit (2000 bis 1700 v. Chr.) und dem Mittelalter (8. bis 11.Jahrhundert) gestoßen.

Schon 2010 waren bei Leubingen die Gräber von Reiterkriegern ausder Zeit des Thüringer Königreiches entdeckt worden - einem dergroßen Germanenreiche des 5. und 6. Jahrhunderts. «Thüringen war inden vergangenen Jahrtausenden immer gut besiedelt», sagte Ostritz.«Es gibt es kaum Orte, wo keine Funde gemacht werden.»

2012 stünden unter anderem weitere Untersuchungen beiErfurt-Stotternheim und Erfurt-Linderbach auf dem Plan, sagteOstritz. Bei Stotternheim war in den vergangen Jahren nebenBefestigungsgräben, Schächten und Gruben das bisher größteschnurkeramische Gräberfeld Thüringens freigelegt worden.

In einem künftigen Industriegebiet bei Nordhausen suchen dieArchäologen nach Siedlungsspuren von der frühen Jungsteinzeit (etwa5200 v. Chr.) bis zur späten Eisenzeit (um 500 v. Chr.). BeiGrabungen am Markt im ostthüringischen Altenburg hofft Ostritz aufgut erhaltene mittelalterliche Holzkonstruktionen wieStraßenbefestigungen und Brunnen.

Auch auf dem Herderplatz in Weimar unterhalb der Kirche SanktPeter und Paul, der ehemaligen Predigerkirche von Johann GottfriedHerder, wird laut Ostritz weiter gegraben. Auf dem Platz war einstein Friedhof. In den vergangenen Monaten waren dort mehr als 100Gräber und eine Glockengießergrube freigelegt worden. Das Arealgehört zum klassischen Weltkulturerbe.

Der Fund der 3.800 Jahre alten Stücke wird als Glücksfall des Jahres angesehen. (FOTO: DPA)
Der Fund der 3.800 Jahre alten Stücke wird als Glücksfall des Jahres angesehen. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild