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Grab eines Erzbischofs im Magdeburger Dom entdeckt

24.02.2010, 14:44

Magdeburg/dpa. - Um wen es sich genau handelt, steht noch nicht zu 100 Prozent fest. Aber sicher ist, dass die Archäologen im Magdeburger Dom das Grab eines Erzbischofs aus dem 12. Jahrhundert entdeckt und damit einen weiteren spektakulären Coup gelandet haben.

Das Grab eines Erzbischofs aus dieser Zeit sei in Deutschland in den vergangenen 50 Jahren nicht gefunden worden, sagte Landesarchäologe Harald Meller am Mittwoch bei der Präsentation der außergewöhnlich gut erhaltenen Grabstätte. Es handele sich aller Wahrscheinlichkeit nach um das Grab von Erzbischof Wichmann von Seeburg (um 1115-1192). Es stammt aus dem Vorgängerbau des heutigen Doms, einer ottonisch-romanischen Kirche des 10. bis 12. Jahrhunderts.

Drei Erzbischöfe kommen infrage, neben Wichmann (1152- 1192) auch Konrad von Querfurt (1134-1142) und Friedrich von Wettin (1142-1152). Dabei sprechen zahlreiche Indizien für Wichmann, etwa die außergewöhnliche Größe des Grabes und dessen Lage. Der korpulente Erzbischof sei mit mehr als 1,80 Metern für die damalige Zeit besonders groß gewesen. Ein weiteres Indiz sei die Ähnlichkeit mit der bronzenen Grabplatte Wichmanns, die den Dom ziert. Sie zeigt den Erzbischof in liturgischer Kleidung mit dem Bischofsstab zur Rechten - so wie es der Lage in dem Grab entspricht.

«Wir sind absolut sicher, dass wir Klarheit bekommen», sagte Meller. Schon zum Jahresende würden die Archäologen nach weiteren Untersuchungen, an denen Anthropologen aus Mainz beteiligt sind, viel sicherer sein. Erwartet wird, dass auf den Kleidungsresten der Name des Erzbischofs steht. Das Herausragende an dem Fund seien neben der hohen geistlichen Persönlichkeit und den Textilien ein Bischofsring, goldverzierte Schuhe und ein vergoldeter Silberring. All dies mache den Fund bedeutsamer als die Entdeckung des Grabes von Erzbischof Otto von Hessen, einem Nachfolger Wichmanns, Anfang 2009.

Während die sterblichen Überreste wieder im Dom bestattet werden sollen, werden die Beigaben in einem Museum ausgestellt. Geplant ist, dass sie in einem alten Bankgebäude in der Nähe gezeigt werden, das als Dommuseum umfunktioniert werden soll. Dort könnten dann auch die vielen anderen Funde aus der ersten gotischen Kathedrale auf deutschem Boden gezeigt werden. Archäologen hatten dort zuletzt zwei goldene Schmuckstücke entdeckt und zuvor vermutlich die Gebeine von Königin Editha (910-946), der ersten Frau von Kaiser Otto dem Großen.