Geschichte Geschichte: Vor 275 Jahren wurde Hermann von Katte enthauptet
Wust/dpa. - Vor 275 Jahren (6. November)wurde der aus Wust nahe Tangermünde stammende Leutnant Hermann vonKatte auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I.enthauptet. Sein Holzsarg steht heute in der Dorfkirche in Wust.
Die geplante Flucht war die letzte Gegenwehr eines feinsinnigenKronprinzen gegen den übermächtigen und harten Vater. Der mochtenicht verstehen, dass der künftige König sich für die Künsteinteressierte, Korrespondenzen mit Philosophen austauschte und garBücher las. Friedrich Wilhelm, der Soldatenkönig, hatte das jungeund arme Königreich gegen ständige Begehrlichkeiten der Großmächte zuschützen. Ein schwächlicher Sohn konnte als König die gerade vomGroßvater dem Kaiser abgerungene Krone wieder verlieren, argwöhnteFriedrich Wilhelm. Entsprechend drangsalierte und schikanierte derraubeinige Preuße den künftigen König wo er nur konnte.
Als Friedrich den Spott wegen seines Flötenspiels und der Liebezur Literatur nicht mehr ertragen konnte, plante der 18-Jährige dieFlucht nach England. Begleitet werden sollte er von Leutnant Hermannvon Katte, seinem engsten Freund. Die Beziehung des Kronprinzen zudem 26-Jährigen war eng, aber nicht homosexuell, sagt ProfessorUllrich Matthée. Allerdings hätten sich beide Briefe geschrieben, dieaus heutiger Sicht ungewöhnlich gefühlvoll und privat sind, erklärteder Kieler Historiker.
Eine dieser Depeschen wurde den Fliehenden zum Verhängnis. DerBrief mit Friedrichs Fluchtplan ging versehentlich an den Rittmeistervon Katt - nicht den Leutnant von Katte. Der Rittmeister informierteden König, der Plan flog auf, Friedrich wurde am 5. August 1730 inSinsheim bei Heidelberg verhaftet. Der tobende König wollte einExempel statuieren und forderte die Todesstrafe für den Leutnant -und für den eigenen Sohn.
Das harte Verdikt des König in Preußen war nicht nur aus der Wutgeboren, sondern sollte auch staatspolitisches Exempel sein. TheodorFontane zitiert in «Die Katte-Tragödie» den König mit den Worten,dass «es der K. M. leid thäte, es wäre aber besser, er stürbe (...).»
Allerdings hatte die Justiz sich eigentlich der Krone widersetzt.Die Richter im Köpenicker Schloss waren nicht bereit, den Kronprinzenund seinen Freund dem Fallbeil zu überantworten, sagt Matthée. Dochder König drang so lange auf das Gericht ein, bis es Kattes Urteil,lebenslange Festungshaft, in ein Todesurteil verwandelte. Vergeblichflehte Kattes Vater, immerhin preußischer Generalfeldmarschall, fürden Sohn. Am 6. November 1730 wurde der 26-Jährige auf der FestungKüstrin enthauptet. Friedrich hatte man gezwungen, vom Fenster seinerZelle der Tötung seines Freundes zuzusehen.
Kronprinz Friedrich hatte sich dem König unterworfen, jedochnur um dessen Strafen zu entgehen. Der Familie seines Jugendfreundessprach er später die Grafenwürde zu. «Der Titel bringt mir meinenSohn nicht wieder», soll der verbitterte Katte geantwortet haben. DerGrafentitel wird in der Familie Katte, noch heute in Sachsen-Anhaltgesellschaftlich sehr aktiv, bis heute nicht geführt.