Geschichte Geschichte: Streit um Holocaust-Denkmal für Sinti und Roma
Berlin/dpa. - Der Streit um das geplante Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Sinti und Roma in Berlin spitzt sich zu. Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma warf Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) vor, den Bau der geplanten Gedenkstätte vor dem Reichstag bewusst zu verzögern. Indem sie auf Bedenken gegen ein Zitat des Altbundespräsidenten Roman Herzog als Inschrift eingehe, verschaffe sie denjenigen Gehör, die den Holocaust an Sinti und Roma verharmlosten, sagte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose nach einem Treffen mit der Kulturstaatsministerin am Mittwoch in Berlin. Den Vorschlag von Weiss, zur Klärung der umstrittenen Inschrift ein Symposium von Historikern einzuberufen, lehnte Rose strikt ab. «Ohne das Herzog-Zitat gibt es kein Mahnmal», sagte er nach dem Treffen.
Das vom Zentralrat favorisierte Zitat von 1997 lautet: «Der Völkermord an den Sinti und Roma ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz, mit dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden. Sie wurden im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten systematisch und familienweise vom Kleinkind bis zum Greis ermordet.» Die Nationalsozialisten ermordeten rund eine halbe Million Sinti und Roma.
Weiss sagte, dass es auf Seiten der Opferverbände Vorbehalte gegen die geplante Inschrift gebe. So bevorzuge die Sinti-Allianz die Bezeichnung «Zigeuner», sagte ein Weiss-Mitarbeiter. Zudem gebe es Historiker, die es ablehnten, den Massenmord an den Juden mit dem an den Sinti und Roma vollends gleichzusetzen. «Die Bundesregierung hat die Aufgabe, alle Opfergruppen zu berücksichtigen.»
Trotz der Differenzen bekräftigte die Kulturstaatsministerin ihre Bereitschaft zum Bau des Mahnmals nach einem Entwurf von Dani Karavan. Zwei Millionen Euro stünden dafür zur Verfügung. Sie schlug vor, im Januar 2004 ein Symposium unter dem Vorsitz der CDU- Politikerin Rita Süssmuth (CDU) einzuberufen. Bei diesem sollen Historiker vier Vorschläge für eine Inschrift diskutieren - unter anderem auch das Herzog-Zitat. Der Zentralrat sei eingeladen, drei von sechs unabhängigen Historiker für das Treffen zu benennen. Rose zeigte sich jedoch nicht kompromissbereit. «Uns eine Geschichtsdebatte aufzudrängen, ist ein Skandal.» Alle wichtigen jüdischen Repräsentanten in Deutschland befürworteten die Inschrift.