Gerhard Richter Gerhard Richter: Rückkehr nach Dresden

Dresden/dpa. - Gerhard Richter ist einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler. SeineWerke erzielen Höchstpreise und hängen in den wichtigsten Kunstmuseender Welt. Der gebürtige Dresdner ging kurz vor dem Mauerbau in denWesten, lebt und arbeitet in Köln. Nach der Wende hatte Richter seineHeimatstadt «wiederentdeckt». Seit Jahren arbeitet er mit denStaatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammen.
Der Maler Gerhard Richter gestaltet derzeit diebeiden ihm vorbehaltenen Räume der Galerie Neue Meister im saniertenDresdner Albertinum. Es ist zugleich ein Bekenntnis des 78-Jährigenzu seiner Heimatstadt. «Es ist etwas Zwingendes, das kann gar nichtwoanders sein», sagte er am Dienstag in Dresden. Mit den Sälen machtRichter die Elbestadt zu einer wichtigen Kunstadresse. «Ich glaube,zwei Räume hat niemand.» Das Ausstellungsgebäude für die Galerie unddie Skulpturensammlung wird nach sechsjähriger Sanierung und demEinbau eines Kunstdepots Mitte Juni als «Haus der Moderne» eröffnet.
In einem der Richter-Säle geben zwölf Arbeiten einen Überblicküber dessen Schaffen seit 1963, in dem anderen warten neue Arbeitenauf ihre Hängung: 42 Hinterglasbilder eines für Dresden geschaffenenWerkes. Zudem wird eine 2008 konzipierte Glas-Stahl-Installationerstmals aufgebaut. Dresden und seine Bauten hätten ihn schon alsStudent beeindruckt, sagte Richter. «Ich habe erst gemerkt, als ichvor acht Jahren wiederkam, wie toll es hier ist und wie sehr es michgeprägt hat.»
Die Wertschätzung für die Stadt sei geblieben, das Engagement fürDresden «Selbstverständlichkeit». Nach der Flutkatastrophe 2002 hatteRichter sein abstraktes Gemälde «Fels» für eine Auktion modernerKunst gespendet, bei der rund 3,4 Millionen Euro für ein neuesKunstdepot zusammenkamen. Die ursprünglichen Aufbewahrungsorte warenunbenutzbar geworden. Der «Fels» hängt nun als Leihgabe inmittenweiterer Werke des Künstlers, von Sammlern und Stücken aus demDresdner Bestand.
Dazu gehört auch das «Porträt Dr. Knobloch» von 1964, das 2009 fürdas Gerhard Richter Archiv Dresden angekauft worden war. AbstrakteBilder, «Die Sekretärin» aus der Sammlung des Bundes, «Motorboot» und«Tante Marianne», stehen schon bereit. Letzteres, ein frühesMeisterwerk von 1965, gehört einem Unternehmer aus Taiwan. Nach einerFotografie aus dem Familienalbum entstanden zeigt das Schwarz-Weiß-Doppelporträt den Maler 1932 als vier Monate altes Baby auf dem Schoßseiner 14 Jahre alten Tante Marianne in Dresden, die 1945 alsEuthanasie-Opfer starb.
Noch im Entstehen ist die Installation im Nebenraum, wo neun dreimal zwei Meter große Scheiben in ein Stahlgerüst eingepasst werden.«Durch die kann man gucken, ist nachher auch nicht klüger, es ist einbisschen symbolisch», sagte der Maler. Gute Kunst müsseunverständlich sein, auch für ihn selbst. «Das Leben verstehen wir jaauch nicht ganz.»
Richter hatte 1996 erstmals in Dresden ausgestellt, 2004 gab er 41Bilder aus seinem Fundus und privaten Sammlungen als Leihgaben an dieElbe. 2005 war sein RAF-Zyklus im Albertinum zu sehen, bis 2006krönten drei Richter-Säle die Galerie Neue Meister. Mit den Räumenwird nun dem Künstler, aber auch den Kunstsammlungen eine weitereEhre zuteil. «Es ist schön, ein bisschen wie ein Denkmal», sagteRichter, für den eine Rückkehr an die Elbe aber kein Thema mehr ist.«Ich hatte mal dran gedacht, mich aber dagegen entschieden.» Er wohneund arbeite in Köln. Er sei nicht Dresdner, sondern Weltbürger - mitHeimatgefühl. «Ich bin einer von hier, der aber rübergemacht ist.»