Gerhard-Kettner-Ausstellung Gerhard-Kettner-Ausstellung: Vorsicht vor Selbstgerechtigkeit
Dresden/dpa. - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat vor einem abschließenden Urteil über ehemalige staatsnahe DDR-Künstler gewarnt. «Kunst braucht Macht nicht und wehe der Macht, die meint, die Künste für sich in Anspruch nehmen zu können», sagte er am Dienstagabend bei einer Vernissage zur Ausstellung mit mehr als 50 Zeichnungen von Gerhard Kettner (1928-1993) in der Dresdner Villa Eschebach.
Anlass für die Schau im Hauptsitz der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank sind der 10. Todestag des Grafikers und Illustrators, der in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden wäre. Der Kanzler sammelt Arbeiten Kettners, der einer der wichtigsten Kunstlehrer der DDR war. Die Schau ist bis zum 8. Oktober geöffnet. Die bisher nicht öffentlich gezeigten Werke stammen aus dem Nachlass Kettners.
Die Begegnung mit Kettner, der SED-Mitglied gewesen sei und als Hochschulrektor auch Kontakte mit der Stasi gehabt habe, solle Gelegenheit sein, über Kunst und Herrschaft und Verstrickung eines Künstlerlebens aufrichtig nachzudenken, sagte Schröder: «Die Diskussion sollte sich vor allem vor Selbstgerechtigkeit hüten.» Künstlerfreunde hätten ihm von der Ausstellungseröffnung abgeraten, da Kettner eine gefährliche Nähe zum DDR-Regierungssystem gesucht habe, sagte Schröder. «Kettner war nicht der erste Künstler, der die Nähe zur Macht gesucht hat.» Eine Nähe zur Macht sei im Übrigen auch dann fraglich, wenn die Macht nicht diktatorisch sei.