Gemälde von Christian Rohlfs zurück in Oldenburg

Oldenburg - Ein einst von den Nationalsozialisten beschlagnahmtes Bild des Expressionisten Christian Rohlfs gehört wieder zur Sammlung des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg. Die großformatige Temperaarbeit „Amaryllis” von 1925 wurde einem Sammler aus Belgien für einen mittleren fünfstelligen Betrag abgekauft, wie der Museumsdirektor Rainer Stamm kurz vor der Präsentation des Bildes am Dienstag sagte.
Finanzielle Unterstützung erhielt das Haus dabei vom niedersächsischen Kulturministerium und verschiedenen Stiftungen. Rohlfs (1849-1938) ist für seine farbigen Blumen- und Landschaftsbilder bekannt.
Das Werk „Amaryllis” war 1937 als sogenannte entartete Kunst diffamiert und konfisziert worden. Zuvor hatte es rund zwölf Jahre dem Museum in Oldenburg gehört. Als das Bild 2011 plötzlich auf einer Auktion auftauchte, versuchte das Museum es zu ersteigern. „Wir sind bis zu dem von uns festgelegten Limit mitgegangen und sind dann überboten worden”, erzählte Stamm.
Als der neuen Eigentümer Jahre nach der anonymen Auktion über einen Zeitungsbericht von der Geschichte des Bildes erfuhr, nahm er Kontakt zu dem Museum auf. Stamm zufolge ging es dem Sammler dabei nicht um Geld. Er habe nur die Summe verlangt, die er selbst ausgegeben hatte, erzählte der Museumsdirektor. „Jetzt sind wir bei dem Betrag, den wir auch damals bereit gewesen wären zu zahlen - nur damals konnten wir es dafür nicht bekommen.”
Für das Museum sei der Rückkauf ein Glücksfall, sagte Stamm. Ihm zufolge war Rohlfs der erste Künstler, dem das Landesmuseum in den 1920er Jahren eine Einzelausstellung gewidmet hat. „Der Bestand an Werken des Künstlers gehört daher zu den umfangreichsten und bedeutendsten in Norddeutschland.”
„Amaryllis” ist das zweite Werk von Rohlfs, dass nach einer Beschlagnahmung durch die Nazis ins Landesmuseum zurückgekehrt ist. Das erste war „Tanzversuch”, das 1989 gekauft wurde. Zwei weitere einst beschlagnahmte Werke von Rohlfs werden Stamm zufolge noch vermisst.
Das Museum hat in einem sogenannten Verlustkatalog dokumentiert, welche Werke 1937 beschlagnahmt wurden, und versucht seitdem, die Werke zu finden. Gleichzeitig untersucht das Haus, ob es aus der Zeit nach 1933 bedenkliche Käufe gibt. Stamm zufolge sind dabei in der Kunstgewerbesammlung Stücke aufgetaucht, die einst jüdische Besitzer hatten. Sie seien den Nachfahren übergeben worden. „Sofern wir Erben finden, nehmen wir auf jeden Fall Kontakt auf.” (dpa)