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Gedenkstätte KZ Buchenwald Gedenkstätte KZ Buchenwald: Denkmal von Cremer wird rekonstruiert

14.07.2002, 16:03
Dem Anschein nach hat die weltbekannteBuchenwald-Plastik von Fritz Cremer (1906-1993) in der KZ-Gedenkstätte bei Weimar dem Zahn der Zeit fast unbeschadet getrotzt. Endoskopische Untersuchungen mit einer kleinen Sonde im Innern der Figuren zeigten jedoch das ganze Ausmaß der Zerstörung. «Das Ergebnis war erschreckend», sagt die Sprecherin der Gedenkstätte, Ursula Härtl.
Dem Anschein nach hat die weltbekannteBuchenwald-Plastik von Fritz Cremer (1906-1993) in der KZ-Gedenkstätte bei Weimar dem Zahn der Zeit fast unbeschadet getrotzt. Endoskopische Untersuchungen mit einer kleinen Sonde im Innern der Figuren zeigten jedoch das ganze Ausmaß der Zerstörung. «Das Ergebnis war erschreckend», sagt die Sprecherin der Gedenkstätte, Ursula Härtl. dpa

Weimar/dpa. - 43 Jahre Hitze, Kälte und Regen auf demwetterexponierten Ettersberg, Wasser, das durch Schweißnähte undRisse eindringt, habe die Eisenkerne im Innern der Figuren rostenlassen. «Die Standsicherheit ist nicht mehr gewährleistet.» JederSturm könne die bis zu vier Meter hohen Figuren umstürzen.

Ab 23. Juli werden Fachleute das Mahnmahl vor dem Glockenturmbehutsam abbauen und es dann in einer Halle des ehemaligen Weimar-Werkes vor den Augen der Öffentlichkeit restaurieren. «Die Arbeitenan den elf Bronzefiguren und dem Sockel nehmen voraussichtlich zweibis drei Jahre in Anspruch», erklärt die Gedenkstättenmitarbeiterin.Die Kosten werden auf etwa eine Million Euro geschätzt. MonatelangeVorbereitungen, Analysen und Bestandsaufnahmen sind dem Mammutprojektvorausgegangen. Nachdem Jugendliche das Bein der Kinderfigur angesägthatten, wurden bei der Restaurierung erste Schäden sichtbar.

«Es gibt weder vom Künstler noch von der Gießerei in Lauchhammerirgendwelche Konstruktionsunterlagen», schildert Härtl dieHindernisse bei der Vorbereitung. Fritz Cremer hatte 1954 den Auftragbekommen, ein Denkmal für Buchenwald zu schaffen. Zwei Entwürfeentsprachen nicht den Vorstellungen der SED-Oberen. Der dritte wurde1956 gebilligt. Das war das Projekt schon im Zeitverzug.

Deshalb wurden zur Einweihung des Glockenturms im September 1958erst einmal bronzierte Gipsfiguren auf den fertigen Sockel gestellt.Die Bronzefiguren - darunter der Junge, Fahnenträger, Kämpfender,Stürzender, Diskutierender und Zweifler - kamen erst im Sommer 1959an ihren endgültigen Platz und sind seitdem Symbol für die Opfer undToten das KZ Buchenwald. «Unter welchem Zeitdruck die Figurenaufgestellt wurden, zeigen auch Klötze im Sockel, die zum Ausgleichvon Höhenunterschieden und zur Standsicherheit unter dieHaltekonstruktionen geschoben wurden.»

«Das Denkmal ist ungeheuer wichtig im Bewusstsein der Menschen»,sagt Härtl. Die DDR habe damit ein Denkmal für die Häftlingegeschaffen, aber auch ein politisches Denkmal zur eigenenLegitimation. «In der DDR hatte sich nach Meinung der Regierenden dasVermächtnis der Widerstandskämpfer erfüllt.»

Das Denkmal erinnere deshalb auch selektiv unter dem Symbol des«Roten Winkels» der politischen Häftlinge an den Widerstandskampf.«Es sind nicht Opfer, sondern Siegende.» Die rassistisch Verfolgten -Juden, Roma, Homosexuelle - wurden nicht differenziert dargestellt.«Das Verdienst der DDR war jedoch, dass erstmals in Deutschland einDenkmal für die Opfer geschaffen wurde», betont die Mitarbeiterin.

250 000 Menschen aus 49 Ländern wurden von den Nationalsozialistenoberhalb der Klassikerstadt Weimar zusammengetrieben und musstenunter unsäglichen Bedingungen arbeiten. 56 000 Menschen überlebtendas NS-Regime nicht.