Anhaltisches Theater Freude über gelungenen Premierenabend

Dessau-Rosslau - Immerhin, in Dessau haben die Theaterleute wieder einmal vor Publikum gespielt. Das Modellprojekt, das vom Kulturminister Sachsen-Anhalts, Rainer Robra (CDU) unlängst zunächst für die drei großen Städte des Landes ausgerufen worden war, hat es möglich gemacht. Inzwischen ist es, pandemiebedingt, wieder abgeblasen worden. In Halle etwa ist wegen der Infektionszahlen erst gar kein Versuch zustande gekommen.
„Wir hatten Glück und waren früh genug dabei“, sagt Johannes Weigand, der Generalintendant des Anhaltischen Theaters in Dessau-Roßlau. Für den Sonntagabend stand noch ein Konzert auf dem Plan, aber von diesem Montag an bleibt der Vorhang des Anhaltischen Theaters wieder geschlossen, einstweilen auf unbestimmte Zeit. „Man weiß nicht, worauf man wartet“, beschreibt Weigand die Ungewissheit, in der nicht nur die Theaterszene, sondern die gesamte Kultur- und Veranstaltungsbranche seit Monaten zwangsläufig verharrt. War in der Vergangenheit noch von konkreten Öffnungsschritten die Rede, will sich darauf einstweilen niemand mehr festnageln lassen. Das zehrt an den Kräften - bei den Künstlerinnen und Künstlern, beim Publikum auch.
Um so warmherziger seien die Reaktionen nun am Samstag ausgefallen, als die Kammeroper „Orphée“ von Philip Glass Premiere hatte. Die 100 zugelassenen Gäste hätten es als bedeutsamen Tag nach so vielen Monaten des Verzichtens erlebt, sagt Weigand.
Die Besucherinnen und Besucher des Abends, ausschließlich aus Dessau, waren vorab von einem Team des DRK auf das Coronavirus getestet worden. Das habe reibungslos funktioniert, meldet der Intendant. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Hauses ist längst ein betriebsinternes Testzentrum eingerichtet worden. So wird man, wenn auch wegen der strikten Hygiene- und Abstandsregeln eingeschränkt, den Probenbetrieb aufrecht erhalten können. Aber eines ist klar: „Gibt es eine Infektion, sind wir für zwei Wochen weg vom Fenster“, sagt Weigand. Dabei gibt es viel zu tun. Sie haben ja die Hoffnung, wenigstens die Sommerbespielung unter anderem über die Freilichtbühne im Dessau-Wörlitzer Gartenreich zu bekommen. Garantieren kann dafür freilich niemand, weiß auch Weigand.
Bei allem solle jedoch nicht vergessen werden, dass man am Stadttheater Sicherheit hat, wenn auch zurzeit nur in Kurzarbeit. Bei der Freien Szene sieht das anders aus. Um so dankbarer ist der Intendant für den gelungenen Premierenabend: „Das man den Zielpunkt seiner Arbeit wieder mal gefunden hat.“ Wann die zweite Aufführung von „Orphée“ stattfinden wird, steht freilich in den Sternen. (mz/Andreas Montag)