Franz von Lenbach Franz von Lenbach: Der Malerfürst trifft Warhol und Beuys
Leverkusen/dpa. - Die noble Britin Mary Lady Curzon ist heute nur noch als Namenspatronin der Schildkrötensuppe ein Begriff - und wegen eines Porträts, das der ehemals hymnisch gefeierte Maler Franz von Lenbach (1836-1904) von ihr geschaffen hat. Das um 1900 entstandene Bildnis der Lady im schwülstigen Stil des Historismus trifft auf US-Präsidentengattin Jackie Kennedy, von Andy Warhol als Siebdruck 1966 konterfeit.
In der Ausstellung "die ganze moderne Kunst über den Haufen zu werfen" konfrontiert das Museum Morsbroich in Leverkusen von Sonntag an rund 80 Porträts, Stillleben oder Landschaften Lenbachs mit 40 Arbeiten moderner namhafter Künstler von Gerhard Richter bis Joseph Beuys. "Sehen, was passiert heute mit den gleichen Themen", beschrieb Museumsdirektor Gerhard Finckh gestern den Sinn der mutigen Schau im Vorfeld des 100. Todestages des letzten "Malerfürsten" deutscher Kunst.
Nicht nur bei den Porträts, in denen Lenbach nach der Manier Tizians oder Rubens die Größen seiner Zeit in warmen Farben darstellt, dreht sich alles um den Menschen. Lenbachs "Bauernbub" auf einem Holzsteg träumt sich in eine Idylle, deren Ziel vielleicht der Sternenhimmel auf dem Großfoto von Thomas Ruff ("18 h 22m" / 1992) sein könnte. Der vor-impressionistische "Rote Schirm" (um 1860) in üppigem Ährenfeld war auch ehedem zu schön, um wahr zu sein - wie Richard Princes danebengestelltes fotografiertes Cowboy-Klischee.
Die von Lenbach hundertfach ausgeführten Darstellungen des Kanzlers Otto von Bismarck treffen in Leverkusen auf eine provokante Fotoserie Jürgen Klaukes mit 96 vermummt-anonymen Köpfen - wem gehört die Macht im Staat?
Bis 29. Februar im Museum Morsbroich in Leverkusen