Schluss mit Lutz Florian Lutz: Vertrag mit Halles Opern-Intendanten wird nicht verlängert

Halle (Saale) - Drei Varianten waren möglich: Ja, Nein, Vielleicht. Man hat sich für ein Nein entschieden. Am Freitagabend gegen 17.40 Uhr drang die Nachricht nach draußen. Der Aufsichtsrat der Bühnen Halle (TOOH) hat sich in geheimer Abstimmung gegen Florian Lutz entschieden. Der Opernintendant muss gehen.
Nicht sofort. Sondern in zwei Jahren. Dem 40-Jährigen wird eine zweite Amtszeit für die Jahre 2021 bis 2025 nicht gewährt. Einer der Ersten, der auf die über Twitter verbreitete Nachricht reagierte, war der Theaterintendant André Bücker. Er war 2015 auf politischen Druck hin aus der Dessauer Intendanz geschoben worden. Sein kurzer Kommentar: „Unglaublich“.
In einer Stellungnahme dankten Florian Lutz und seine künstlerischen Mitarbeiter Veit Güssow und Michael von zur Mühlen dafür, dass sie seit 2016 „beachtlich viel Zuspruch und Unterstützung aus der Stadtbevölkerung“ erfahren hätten“.
Sie dankten den Mitarbeitern der Oper für die Möglichkeit, „an der Umsetzung einer Vision von Oper zu arbeiten, die für inhaltliche Relevanz und ästhetische Zeitgenossenschaft steht“. Dies sei nicht ohne die bisherige Leitung der Staatskapelle, die Orchesterdirektorin Claudia Brinker und den GMD Josep Caballé-Domenech, möglich gewesen.
Und nicht ohne den Schauspiel-Chef Matthias Brenner. Dessen Vertragsverlängerung fiel knapp aus. Aber er ist noch im Rennen, wogegen sich die CDU stark gemacht hatte.
Brenner bedauert einerseits, dass die Zusammenarbeit mit dem Lutz-Team nur noch zwei Jahre laufen wird, andererseits freut er sich über die Verlängerung seines Vertrages, für die Anerkennung der Arbeit, die damit verbunden sei, dafür, „dass man mich alten Meckerkopf“ aushält. „Mein Ensemble freut sich sehr“, sagt Brenner der MZ.
Lutz und sein Team verweisen darauf, dass sie selbst den Aufsichtsrat gebeten hätten, eine „Grundsatzentscheidung“ herbeizuführen. „Wir hoffen inständig für die Kunst- und Kulturstadt Halle, dass dennoch die freie Entfaltung der Kunst mit allen dafür notwendigen Bedingungen - als dem eigentlichen Zweck einer subventionierten Kulturinstitution - auch in Zukunft die erste Priorität behalten kann.“
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates ist, orientiert auf die kommenden zwei Jahre. Lutz wolle sich „allen Richtungen zuwenden“, teilt Wiegand aus der Aufsichtsratssitzung mit. „Wenn er sich jetzt weiter anpasst“, könne das „erfolgreich“ laufen.
Auf die Frage, ob er den Abgang von Lutz bedauere oder nicht, sagt der Stadtchef: „Das ist eine Entscheidung des Aufsichtsrates.“ Der habe vor drei Jahren die Arbeit des Opernchefs ausdrücklich gewollt. „Ich fand die Arbeit sehr erfrischend, aber große Teile der TOOH haben das nicht so gesehen.“
Bei der Aufsichtsratssitzung hat die Frage, was nach Lutz kommt, keine Rolle gespielt. Auch Wiegand kann hier noch nichts sagen. Dass man „rangehen“ müsse, die Stelle neu ausgeschrieben werden müsse.
Am Donnerstag hatte sich die designierte Generalmusikdirektorin Ariane Matiakh in einem Brief an den Aufsichtsrat gewendet, der darauf hinweist, dass eine Vertragsverlängerung für Lutz „nur eine Verlängerung der Probleme wäre“, die sie im Opernhaus sieht. Demnach sei eine „Frustration eindeutig und allgegenwärtig spürbar“.
Bei der Planung des Opernspielplanes sei man nicht vorangekommen, Pläne seien „lange geheim“ gehalten worden; zwei Mal habe sich der Oberbürgermeister einmischen müssen, um eine Entscheidung für den Spielplan zu erzwingen. „Ich glaube an die Talente von Florian Lutz“, endet der Brief. „Aber ich bin überzeugt, dass er viel mehr Raum, um seine Kunst zu entwickeln, an einem anderen Haus haben sollte.“
Inés Brock, die für die Grünen im Aufsichtsrat sitzt, hält das Votum gegen Lutz für ein Unglück für Halle. „Von außen wird es wahrgenommen wie eine Provinzposse.“ (mz)