Filmdreh mit Tom Hanks Filmdreh mit Tom Hanks: Merkel trifft Spielberg in Potsdam

Potsdam - Über Nacht hat es geschneit. Nicht in Potsdam, auch nicht in Berlin. Der frische Schnee liegt nur dazwischen – auf der 128 Meter langen Glienicker Brücke. Es ist kein echter Schnee. Auch vieles andere, was man seit Freitagmorgen hinter der weiträumigen Absperrung sehen kann, ist nicht echt. Neben der Brücke steht nun ein Schild mit der Aufschrift: „Sie betreten das Demokratische Berlin“, darüber ein DDR-Emblem. Ein solches hängt auch oben an der Brücke, die über Nacht mit zwei Wachtürmen für Grenzsoldaten ausgestattet wurde.
An der Glienicker Brücke herrscht wieder Kalter Krieg. Die Grenze ist wieder dicht, Ost und West stehen sich wieder unversöhnlich gegenüber. So wie damals, als die „Bridge of Spies“, die Brücke der Spione, die berühmteste Brücke des Kalten Kriegs war, auf der die Supermächte USA und Sowjetunion mehrmals Agenten austauschten.
Das geschah natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Genau wie das, was nun an diesem Wochenende dort passiert: Kein geringerer als Hollywood-Legende Steven Spielberg dreht mit Oscar-Preisträger Tom Hanks einen Agententhriller, der in den 60er Jahren spielt. Für den Dreh ist die Brücke für 91 Stunden bis Montag abgeriegelt. Niemand darf durch, niemand darf ran. „Auch wir nicht“, sagt Miriam Röser aus dem Restaurant „Garage du Pont“ kurz vor der Brücke. Nur eine schafft es am späten Abend dann doch: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) outet sich als Kino-Fan, macht eine Stippvisite und trifft sich mit Spielberg und Hanks.
Nicht nur die Brücke selbst ist dicht, es gibt auch noch eine Sperre davor. Und dort lassen die Wachleute nur Anwohner durch sowie Kunden des Einrichtungshauses Domicil und Gäste des Restaurants. „Herr Spielberg war noch nicht bei uns“, sagt Miriam Röser. „Leider, aber wenn ich ihn sehe, renne ich sofort mit unserem Gästebuch zu ihm.“ „Natürlich ist es toll, dass Hollywood direkt vor unserer Tür dreht“, sagt Geschäftsführerin Sandra Schilling, „selbst wenn das für unser Geschäft nicht so gut sein sollte.“ Außerdem sei noch gar nicht sicher, dass Gäste von der Absperrung abgeschreckt werden. „Vielleicht kommen auch einige Leute extra bei uns vorbei, weil sie hoffen, einen Blick auf die Stars erhaschen zu können.“ Auch John Vosper von Einrichtungshaus sieht die Vollsperrung gelassen. „Wir haben vor allem Kunden, die ganz gezielt zu uns kommen und die finden den Weg auch, wenn die Brücke mal dicht ist.“
Im Einzelhandel regte sich etwas Protest, weil die Brücke ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit dicht ist, ausgerechnet an einem der sechs verkaufsoffenen Sonntage in Potsdam. „Der Dreh wurde extra so geplant, dass der Berufsverkehr kaum betroffen ist“, sagt Eike Wolf vom Filmstudio Babelsberg. „Der Film wird eine tolle Werbung für Potsdam. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass Spielberg an den Originalschauplätze dreht.“
Wohl wahr: Natürlich hätten hinterher alle gemeckert, wenn Spielberg - der schon ganze Welten künstlich im Computer erschaffen hat - die legendäre Glienicker Brücke einfach von seinen Kulissenbauern hätte in Ungarn zimmern lassen. So wie den Checkpoint Charlie, den er in Polen bauen ließ. (mz/dpa)

