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Festival in Leipzig Festival in Leipzig: Literarischer Herbst möglicherweise zum letzten Mal

11.11.2002, 15:29

Leipzig/dpa. - Die 12. Auflage des Leipziger literarischen Herbstes vom 21. bis 26. November ist möglicherweise die letzte. «Die Stadt stellt diesmal 47 550 Euro zur Verfügung», sagte der Leipziger Beigeordnete für Kultur, Georg Girardet, am Montag vor Journalisten. Im kommenden Jahr könnte die Veranstaltung dem Rotstift zum Opfer fallen. «Wir müssen den Kulturetat um rund 5 Prozent reduzieren.» Beim «Herbst» sollen 30 000 Euro eingespart werden. Nun sollen Drittmittel die Rettung bringen.

Zum diesjährigen «Herbst» tragen Sponsoren 5 000 Euro bei. «Es war sehr schwer, überhaupt diese Summe zusammenzubekommen», sagte Festivalleiter Thomas Wegmann unter Hinweis auf die schlechte wirtschaftliche Lage. «Es wäre sehr bedauerlich, wenn dieses inzwischen renommierte Festival den Bach hinunter ginge.» Der literarische Herbst habe gerade für Ostdeutschland wichtige Akzente gesetzt.

«Um unser Sparsoll zu erfüllen, müssen wir nun an die Substanz von Veranstaltungen gehen», erklärte Girardet. Nach dem Rasenmäherprinzip seien keine weiteren Kürzungen vertretbar, da bei keinem geförderten Ereignis noch ein Polster vorhanden sei. Ende des Jahres werde es eine endgültige Entscheidung über den literarischen Herbst geben, bis dahin soll auch der Haushalt der Stadt Leipzig verabschiedet sein. Nur noch 17 000 Euro will der Kulturbeigeordnete im kommenden Jahr als Sockelbetrag zur Verfügung stellen, um zumindest regionale Schriftsteller zu unterstützen.

Der 12. Leipziger literarische Herbst steht unter dem Motto «Beziehungsweise verwandt». An 26 verschiedenen Veranstaltungsorten wie Bibliotheken, Cafés, Theater, Musen und Galerien stellen 95 Mitwirkenden aus elf Ländern den Stellenwert verwandtschaftlicher Bindungen und Beziehungen auf den Prüfstand. Der Zwiespalt zwischen Ablehnung und Faszination, den Familie und Verwandtschaft bei vielen hervorruft, hält sich nach Ansicht von Projektleiter Wegmann mit dauernder Aktualität in der Literatur. Als Beispiel nannte er die Familiengeschichte der Manns und die Werke zahlreicher junger Autoren.

Zu den Höhepunkten des sechstägigen Festivals gehört in diesem Jahr die Lesung Péter Esterházys, die von Sigrid Löffler moderiert wird. Mit Aharon Appelfeld kommt zudem ein nach Veranstalterangaben Weltliterat nach Leipzig.