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Fernsehen Fernsehen: ZDF feuert Elke Heidenreich

23.10.2008, 09:57
Die Autorin und Journalistin Elke Heidenreich (FOTO: DPA)
Die Autorin und Journalistin Elke Heidenreich (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Die beiden für dieses Jahr im Oktober und Dezember geplanten Ausgaben der Literatursendung «Lesen!» seien gestrichen. Heidenreich (65) hatte ihren Sender angegriffen, nachdemLiteraturkritiker Marcel Reich-Ranicki (88) bei der Verleihung desDeutschen Fernsehpreises am 11. Oktober den Ehrenpreis für seinLebenswerk abgelehnt hatte.

Die Leiter renommierter deutscher Buchverlage protestierten gegenden Rauswurf. «Wir bitten Sie nachdrücklich, Ihrer Verantwortung fürden kulturellen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehensnachzukommen und Ihre Entscheidung zu revidieren», heißt es in einemOffenen Brief an ZDF-Intendant Markus Schächter und ProgrammchefThomas Bellut. Reich-Ranicki bezeichnete den Schritt des Senders als«naheliegend». «Bild» berichtete, dass dieModeratorin lediglich per E-Mail von ihrem Rauswurf erfahren habe.

«Mit ihren Äußerungen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" undin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hat Frau Heidenreichdie Ebene einer sachlichen Auseinandersetzung verlassen und das ZDFsowie einzelne seiner Mitarbeiter persönlich in nicht mehrhinzunehmender Weise öffentlich herabgesetzt», sagte Bellut. DasVertrauensverhältnis zwischen dem ZDF und Heidenreich sei dadurch sonachhaltig zerstört, dass «eine gedeihliche und sinnvolleZusammenarbeit nicht mehr möglich» sei.

Heidenreich hatte über die Verleihung des Ehrenpreises an Reich-Ranicki geschrieben: «Ich dachte, was für eine Zumutung diesearmselige, grottendumme Veranstaltung für ihn sein müsse.» Dienominierten Filme und Serien seien in der Mehrzahl «jämmerlich». «Wiejämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wiekulturlos, wie lächerlich». Und weiter: «Man schämt sich, in so einemSender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetztraus, ich bin des Kampfes eh müde.» Sie entschuldige sich«stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen bei Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend».

«Es war naheliegend», sagte der 88-Jährige der Deutschen Presse-Agentur dpa am Donnerstag in Frankfurt. «Sie hat gesagt: Ich schäme mich, dass ich für diesen Sender arbeite. Aber dann musste man ihr sagen: "Adieu, Sie brauchen sich nicht mehr zu schämen."» Heidenreichs Äußerungen seien für das ZDF «schwer akzeptabel» gewesen. Über mögliche Nachfolger wollte der frühere Moderator der ZDF-Literatursendung «Das Literarische Quartett» nicht spekulieren: «Das werde ich dem ZDF gerne sagen, wenn das ZDF sich an mich wendet.»

Reich-Ranicki hatte sich bereits vorher von Heidenreichdistanziert, nachdem Fernsehpreis-Moderator Thomas Gottschalk (58) eine Einladung zur «Lesen!»-Sendung am 5. Dezember abgesagt hatte. Heidenreich hatte ihn darauf in der Illustrierten «Bunte» kritisiert: «Ich finde nicht, dass er nach all diesen Jahren noch ein guter Moderator ist.» Gottschalk sei ein «müder alten Mann». Dagegen nahm Reich-Ranicki Gottschalk, dem er noch am Fernsehpreis-Abend das «Du»angeboten hatte, in Schutz. «Thomas als dumm hinzustellen ist eine Unverschämtheit. Elke hat sich miserabel benommen. Sie hat noch intrigiert. Sie wollte, dass man Thomas meine Laudatio wegnimmt, um sie selbst zu halten», sagte er auch in der «Bunten».

Das ZDF teilte mit, dass es auch nach dem Abschied von Heidenreich eine Literatursendung im ZDF geben werde. An einem Nachfolgekonzept für 2009 werde gearbeitet. Anstelle der geplanten «Lesen!»-Sendungen am 31. Oktober und 5. Dezember wird das Kulturmagazin «Aspekte» ausgestrahlt, letztere ausschließlich zum Thema Buch.

Es gebe im deutschen Fernsehen wenige, die sich wie Heidenreichfür die Lese- und Buchkultur dieses Landes eingesetzt hätten, mahnten die Verleger in ihrem Schreiben. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Joachim Unseld (Frankfurter Verlagsanstalt), Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch) und Marcel Hartges (Dumont). «Die Trennung von Heidenreich ist irreversibel», betonte das ZDF.