Esbjörn Svensson Trio Esbjörn Svensson Trio: Schwedische Jazzer senden Lebenszeichen nach Halle
Halle/MZ. - Raus aus der Ecke
Darüber hinaus aber verkörpern sie den momentan schönsten Beweis dafür, dass eine der orthodoxesten Formationen populärer Musik alles andere als tot ist. Das klassische Pianotrio mit Klavier, Bass und Schlagzeug steht nicht länger zur Cocktail-Untermalung in der Schmollecke. Das Esbjörn Svensson Trio, das sich nur noch e.s.t. nennt, um die Gleichberechtigung seiner Mitglieder zu signalisieren, ist als der Trendsetter des neuen Booms nach Bill Evans und Keith Jarrett wieder unterwegs durch die großen Säle dieser Welt.
So betraten also drei Schweden um die 40 in Schwarz am Montagabend auch die Bühne der ausverkauften halleschen Oper. Gute zwei Stunden später ging ein beglücktes Publikum nach Hause, diverse Themen hatten sich in die Köpfe gefräst und Erstaunen darüber, wie nah Jazz am Pop sein kann. Alles beginnt mit ein paar Tastentupfern im hohen Bereich, schon wird das Piano elektronisch verfremdet, der Bass schwelgt dazu oder sägt, das Schlagzeug treibt. Der Sound ist brillant, der Gruppenklang so kompakt, dass man noch nach dem exzellentesten Solo aufs Klatschen verzichtet, weil die Ereignisse schon eine neue Wendung genommen haben. Das ist melodienselig ohne banal zu werden, wuchtig und bleibt transparent, hypnotisch und doch nachvollziehbar. Jedes Stück behält seine Magie - fernab hermetischer Glasperlenspielereien.
"Viaticum" heißt die neue Platte von Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström, die unlängst nach diversen Ehrungen endlich auch den europäischen Jazzpreis bekommen haben. Ihr hallesches Konzert war ohne Zweifel das schönste der schönen Reihe "Jazz in der Oper".
Die Zuhörer staunen
Vorgeführt wurde, wie eine Band ihren Anspruch nicht in Selbstreproduktionen unterläuft, sondern perfekter wird, eben weil sie zu den Leuten geht. "Seid Ihr noch am Leben", fragt Svensson, als die Zielgruppe im Staunen erstarrt. Das ist noch immer keine Routine, sondern ein Glücksfall.