Erster Superstar des DDR-Pop Erster Superstar des DDR-Pop: Siegfried Walendy singt wieder

Halle (Saale) - Er war erst 20 Jahre alt, als er zum ersten Mal auf eine große Bühne stieg, ein Sunnyboy reinsten Wassers, blond und mit markantem Kinn. Siegfried Walendy aus Grevesmühlen sang Schlager, als die noch nicht so hießen, er machte Beatmusik, die noch nicht so heißen durfte, und er spielte Cover von internationalen Hits ein, als es dieses Genre noch nicht gab.
Mit kantigem Akzent und dem Lächeln von Schwiegermutters Liebling schaffte es der einstige DDR-Jugendmeister über die 90 Meter Hürden in die Herzen einer ganzen Generation.
Ein Pionier der Popmusik in der DDR, dessen Aufstieg Mitte der 60er Jahre atemberaubend war. Preise bei Festivals, Touren nicht nur daheim, sondern auch in andere europäischen Länder, durch Afrika und Asien.
Nur weil die Mühlen der DDR-Kulturbürokratie langsam mahlten, dauerte es bis zur ersten Langspielplatte des international erfolgreichen jungen Künstlers bis 1973. Und aufnehmen musste er sie mangels Produktionskapazitäten daheim in Moskau, wo Walendy zu jener Zeit schon so berühmt war, dass er Stadien ausverkaufte.
Star Walendy nahm unbekannte Puhdys mit auf Russland-Tour
Für die Puhdys, damals nur echten Fans bekannt, später aber die erfolgreichste Band der DDR, war das Angebot Walendys, ihn auf eine ausgedehnte Tour durch die Sowjetunion zu begleiten, ein Volltreffer. „Wir waren jung und voller Spielfreude“, erinnert sich Sänger Dieter „Maschine“ Birr heute noch, „und er konnte die russische Sprache perfekt“.
Gemeinsam reisten der Star und die Newcomer aber nicht nur durch das Land des großen Bruders, wie es seinerzeit hieß. Sondern sie gingen zusammen auch in ein Studio des sowjetischen Amiga-Pendants „Melodija“, um Erfolgsstücke Walendys wie „Mademoiselle Ninette“, „Vor dir liegt das Leben“ und „Papa Joe“ einzuspielen.
Das „vokale und instrumentale Ensemble Puhdys“ („Melodija“) liefert Walendy in den jetzt als „45 Jahre Jubiläumsedition“ auf CD veröffentlichten Stücken die musikalische Grundlage für eine Präsentation seiner ganzen Sanges- und Sprachkunst: Der Rostocker singt ein russisches Volkslied, ein englisches Kirchenlied und den ursprünglich vom westdeutschen Schlagerkönig Jack White für Jürgen Marcus geschriebene „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“. (mz)
