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Ernst Engelberg Ernst Engelberg: Ein Kommunist, der Bismarck ehrt

20.12.2010, 18:34

BERLIN/DPA/MZ. - Der 1909 im badischen Haslach geborene Verlegersohn Engelberg gehörte zu den profiliertesten Historikern der DDR. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Biografien des Reichsgründers Otto von Bismarck (1815-1898), die auch im Westen für Aufsehen und Lob sorgten.

Ernst Engelberg (Foto) studierte von 1928 bis 1933 Geschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin und München und promovierte 1934 bei Hermann Oncken in Berlin mit einer Arbeit über "Die deutsche Sozialdemokratie und die Bismarcksche Sozialpolitik". Dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) hatte er sich 1928 angeschlossen, 1930 wurde er Mitglied der Kommunistischen Studentenbewegung und der KPD.

1934 war Engelberg wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat von der Gestapo verhaftet worden. 1936 emigrierte er in die Schweiz, wo er zwei Jahre als Stipendiat in Genf lebte, dann in die Türkei. Von 1940 bis 1948 war der Emigrant als Deutschlehrer an der Universität Istanbul tätig und kehrte dann nach Deutschland zurück. Er übernahm zunächst einen Lehrauftrag an der Landeshochschule in Potsdam, dann an der Universität Leipzig. An dieser Universität wurde das SED-Mitglied 1951 Direktor des Instituts für Deutsche Geschichte, das er bis 1960 führte. Engelberg gehörte 1958 zu den Teilnehmern aus der DDR, die sich auf dem Trierer Historikertag vom "Verband der Historiker Deutschlands" trennten; erst 1986 besuchten DDR-Historiker wieder einen Historikertag in der Bundesrepublik. Engelberg wurde Direktor am Institut für Deutsche Geschichte der DDR-Akademie der Wissenschaften. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand die preußische Geschichte. Die 1985 erschienene Biografie "Bismarck. Urpreuße und Reichsgründer" wurde gleichzeitig vom Siedler Verlag in Berlin (West) und dem ostdeutschen Akademie-Verlag herausgegeben. Nicht die im Marxismus verankerte Sicht, die Geschichte schreite in starren Epochen voran, bestimmte Engelbergs Denken. Er betonte vielmehr die Rolle der Individuen. 1990 folgte das 1 600 Seiten starke Monumentalwerk "Bismarck. Das Reich in der Mitte Europas". Von Engelbergs Ehefrau Waltraud, einer Germanistin, erschien fast gleichzeitig "Johanna und Otto von Bismarck". Vor wenigen Wochen gaben Engelberg und sein Sohn Achim eine Geschichte der Familie von Bismarck heraus: "Die Bismarcks - Eine preußische Familiensaga". FOTO: DPA