Eric Clapton Eric Clapton: Der Gitarrengott wird 70

Halle (Saale) - Wenn es einen Song gibt, der den Stellenwert des Gitarristen Eric Clapton unterstreicht, dann ist das „While My Guitar Gently Wheeps“ von den Beatles. Als George Harrison seinen Song 1968 den restlichen Beatles erstmals vorspielte, waren John Lennon und Paul McCartney nicht sehr begeistert. Aber dann bat Harrison seinen Freund Eric Clapton, bei dem Stück Gitarre zu spielen. Clapton selbst war unsicher und sagte: „Auf einer Beatles-Platte hat noch nie jemand anders mitgespielt“. Aber am Ende schrieb er mit seinem weinenden Solo auf einer 1957er Gibson Les Paul Rockgeschichte.
Die kirschrote Gibson-Gitarre
Nun wird der Großmeister der E-Gitarre 70. Für einen aktiven Rocker ist das beinahe ein biblisches Alter. Vor zehn Jahren hat Eric Clapton jenes Instrument, mit dem er den berühmten Sound von Creams „Sunshine Of Your Love“ und „White Room“ kreierte, an das Auktionshaus Christie’s gegeben.
Die kirschrote Gibson ES-335 mit der Aufschrift „Cream“ war seine zweite E-Gitarre überhaupt, die treue Begleiterin einer einzigartigen Karriere: 1963 mit den Yardbirds, 1964 mit John Mayall’s Bluesbreakers, 1966 mit Cream. Das sensationelle Auktionsergebnis: 1,2 Millionen Euro.
Das Trio Cream mit Eric Clapton an der Gitarre, Jack Bruce am Bass und Ginger Baker am Schlagzeug gilt als die erste Supergruppe der Rockgeschichte. 1967 stürmten die Musiker mit ihrem kraftvollen Bluesrock die weltweiten Charts und wurden mit 35 Millionen verkauften Platten zeitweise zum ertragreichsten Ensemble des Musikgeschäfts. Wegen des gigantischen kommerziellen Erfolges ist Cream bis heute die vielleicht wichtigste Station in der langen Karriere Eric Claptons.
Die Band leitete Mitte der 60er Jahre nicht nur ein frühes Blues-Revival ein, sie legte gleichzeitig auch den Grundstein für den Hardrock. In diesem Punkt sind sich die Kritiker ausnahmsweise einmal einig: Ohne Baker, Bruce und Clapton wären Siebziger-Größen wie Led Zeppelin und Deep Purple kaum denkbar.
Anfang der 70er ausgebrannt
Anfang der 70er war der Gitarrist ausgebrannt. Seine längst bekannte Heroinabhängigkeit setzte ihm schwer zu, die wechselnden musikalischen Projekte aus dieser Zeit wie Delaney & Bonnie & Friends oder Derek & The Dominos gehörten nicht eben zu seinen stärksten. Auch das Solodebüt „Clapton“ (1970) geriet zu einer eher biederen Angelegenheit, beim legendären Konzert für Bangladesh am 1. August 1971 stand neben Bob Dylan und George Harrison ein merkwürdig müder und uninspirierter „Gitarrengott“ auf der Bühne.
Trotz des rapide steigenden Konsums von Drogen und Alkohol gelangen dem Ausnahmemusiker in den 70er Jahren Welthits wie „After Midnight“, „Layla“, „I Shot The Sheriff“, „Cocaine“ und „Wonderful Tonight“. Letzteren schrieb Clapton 1978 für seine Freundin, das attraktive Model Patti Boyd. Claptons Vorgänger bei Boyd war kein Geringerer als dessen alter Freund George Harrison.
Der neuen Liebe und einer erfolgreichen Entziehungskur sei Dank, demonstrierte der Blues-Held in den 80er Jahren wieder Spielfreude. Bei seinen zahlreichen Konzerten mit illustren Leuten wie Ry Cooder, Jeff Beck, Jimmy Page, Bill Wyman und Bob Dylan wirkte er so souverän wie lange nicht mehr.
Der Auftritt beim „Live-Aid“-Spektakel am 13. Juli 1985 markierte schließlich einen neuen Abschnitt für den Gitarristen, der sich fortan auf kommerzielle Musik konzentrierte und seine wundersame Genesung zum Anlass nahm, die Rehaklinik „Crossroads“ auf der karibischen Insel Antigua zu gründen. Ein Wink des Schicksals war es, dass Phil Collins 1986 Produzent der Platte „August“ wurde. Der Superstar des Mainstream-Pop machte aus dem Großmeister des Blues nicht nur einen ausdrucksstärkeren Sänger, die erfolgreiche Zusammenarbeit spülte endlich auch wieder Geld in die Kassen.
Persönliche Schicksalsschläge
Kein Geld der Welt hätte Clapton allerdings vor den kommenden Schicksalsschlägen bewahren können. Zuerst starb am 27. August 1990 sein Freund und Tour-Gitarrist Stevie Ray Vaughn bei einem Hubschrauberunglück. Clapton musste zudem tatenlos zusehen, wie am 20. März 1991 sein vierjähriger Sohn Conor aus dem 53. Stock eines Apartmenthauses in den Tod stürzte. Seine Trauer verarbeitete er in dem Hit „Tears In Heaven“. Das dazugehörige Album „Unplugged“ war für ihn ein „Prozess der Selbstheilung“.
„Der Blues“, sagt Eric Clapton, „hat mich mein Leben lang inspiriert und mir immer wieder Kraft gegeben, mit den Unzulänglichkeiten des Alltags fertig zu werden.“
2004 wurde Clapton im Londoner Buckingham-Palast mit einem Orden der Queen ausgezeichnet und als Musikgenie gewürdigt. Auf die Frage, wie lange er denn schon spiele, antwortete der Gentleman-Blueser schmunzelnd: „Das müssen jetzt so 45 Jahre sein.“ Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass noch viele dazukommen. (mz)