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Entertainment Entertainment: Der Mann, der gute Laune macht

Von Andreas Montag 05.10.2006, 16:44

Halle/MZ. - Und zwar um den halleschen Conférencier Günther Krause, nicht den gleichnamigen ostdeutschen Händler in Sachen deutscher Einheit, der hernach durch allerlei Skandälchen von sich reden machte. Günthi Krause macht keine Skandale, sondern verbreitet Frohsinn. Das ist sein Beruf. Direkt voran, gern auch mal ein bisschen deftig, aber immer getreu dem selbst verordneten Motto: "Offenherzigkeit ist die höchste Form der Tapferkeit". Damit hat es der gebürtige Erfurter, der zunächst Schauspieler wurde, aber am liebsten Zoodirektor geworden wäre, immer zu halten versucht. Zum Beispiel, als er bei einem Programm im Berliner Friedrichstadtpalast über seinen "Häuptling" sächselte, der spreche wie er "Altgermanisch". Mit dem Häuptling war natürlich der wackere Genosse Walter Ulbricht gemeint. Und Humor hatte der eher keinen.

So kam es, dass das Volk im Saale zwar von Herzen über seinen Staatenlenker lachte, aber Günthi Krause das Lachen danach erst einmal verging, weil er zeitweilig aus dem Bühnen-Verkehr gezogen wurde.

Er hat es weggesteckt. Die Zensur war eine Realität in der DDR, da hieß es eben, sich "auf die Zunge zu beißen - manchmal hat es aber nicht geklappt", sagt er und freut sich wie Bolle. Ohne Bühne kann Günthi Krause nicht sein. Und wo Krause ist, beginnt die Unterhaltung. Deshalb ist er nach der Wende, als mit den Brigade- und Betriebsfesten auch der Markt für Conférenciers verschwand, als Pendler in den Westen gegangen.

Dort hat er, immerhin kein junger Dachs mehr, in einem Freizeitpark gearbeitet und im Wohnwagen kampiert - gemeinsam mit seiner Frau. Vor acht Jahren ist sie gestorben, Günthi Krause trauert immer noch sehr. Und lebt sein Komödiantenleben tapfer weiter, nach Gadebusch und Gotha treidelt er seinen Wagen, wo Menschen in gut gefüllten Hotelsälen darauf warten, dass Günthi Krause ihnen Laune macht.

Den Künstlern den Teppich ausrollen, nennt der Katholik Krause bescheiden das Geschäft des Conférenciers. Das, wenn man will, lässt sich von ihm lernen: Freundlichkeit und die Lust am Leben. Die er sich und anderen zugesteht.