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Dresden verabschiedet Baudirektor Eberhard Burger

Von Simona Block 22.07.2007, 15:50

Dresden/dpa. - Das Meisterstück vollendet, die Grundlagen für die Zukunft der Dresdner Frauenkirche geschaffen: Mit dem Ausscheiden des Baudirektors Eberhard Burger nach 16 Jahren im Dienste des berühmten protestantischen Gotteshauses geht Ende Juli eine Ära zu Ende.

«Ich gehe mit gutem Gewissen», sagt der 63-Jährige, dessen Arbeitszeit in den letzten Jahren im Schnitt täglich zwölf Stunden und sechs Tage die Woche umfasste. Mit dem Eintritt in den Ruhestand gibt Burger nun sein Lebenswerk ruhigen Gewissens in neue Hände. Am Sonntag wurde Burger offiziell verabschiedet.

«Der Druck hat etwas nachgelassen, alles hat sich normalisiert», sagt Burger rund 33 Monate nach der Weihe des Gotteshauses. Die neue Struktur der Stiftung habe sich bewährt. «Jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe.» Die Konzentration aller Last auf eine Person wie bisher werde es nicht mehr geben. «Die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt.» Die Geschäftsführung für den Bereich Bau übernehme der Kollege, der einst die Steinplanung der Frauenkirche realisierte.

Ganz verabschiedet sich Burger aber nicht vom einzigartigen Projekt der Versöhnung, das unter seiner Führung mit Hilfe von Spenden aus aller Welt originalgetreu Stein für Stein wiedererstand. «Ich bin in den Stiftungsrat berufen», sagt er. Mit seinem hellen Lockenschopf und den barocken Gesichtszügen galt Burger vielen als «George Bähr des 20. Jahrhunderts». Er selbst weist diesen Vergleich von sich. Dabei gibt es Parallelen im Leben des Barock-Baumeisters der Frauenkirche und des 1,90-Meter-Mannes, dessen Name untrennbar mit dem Wiederaufbau der 1945 zerstörten Kirche verbunden ist.

Ratszimmermeister Bähr, 1666 geboren und 1738 vor Vollendung seines Meisterwerks gestorben, musste Architekt, Statiker, Akustiker, Bauphysiker, Technologe und Bauüberwacher zugleich sein. Burger war fast 300 Jahre nach Bähr Wiederaufbauchef der Spätbarockkirche. 1943 in Berlin geboren, studierte er in Dresden Bauingenieurwesen. Die erste Stelle als Bauleiter für das Rennomierobjekt Kernkraftwerk Lubmin ersparte ihm den NVA-Dienst. 1971 kam er zurück nach Dresden, wo er im Bau- und Montagekombinat Werkhallen und Verwaltungsgebäude für Firmen wie Mikromat oder Robotron baute.

Die evangelische Kirche übertrug dem Christen 1980 die Verantwortung für alle mit Valuta-Mark realisierten Kirchbauten wie Zwickauer Dom, Gemeindezentren, Pfarrhäuser, Kindergärten oder Rüstzeitheime. 1991 erhielt er von der Landeskirche erste Aufträge zur Planung und Vorbereitung des noch umstrittenen Frauenkirchen- Wiederaufbaus. 1994 wurde er Baudirektor der Stiftung Frauenkirche, Ende Oktober 2005 erlebte Burger mit der Weihe unter der «Steinernen Glocke» die Krönung seiner Karriere.

Gemütliche Abende bei Rotwein, Auszeiten im Grundstück in der Sächsischen Schweiz und Radtouren waren für den vierfachen Großvater, der seit 1986 auch Domherr von Wurzen ist, seit Jahren Luxus. Langsam hat er sich nun von «seinem» Werk gelöst, Abstand gewonnen. «Ich muss Vertrauen haben, sie machen es eben anders als ich, Kinder muss man auch loslassen», sagt er. Die «Dickmadam», wie die Frauenkirche wegen ihrer Sandsteinkuppel von den Dresdnern liebevoll genannt wird, war das Projekt seiner beruflichen Laufbahn mit der emotionalsten Bindung.

Mit seiner Frau will er nun reisen, Freunde besuchen und Bekanntschaften pflegen. Zur Ruhe setzt sich Burger aber nicht: Er engagiert sich ehrenamtlich für die bauliche Instandsetzung des Palais im Großen Garten. Für dessen Förderverein zur Sanierung des Barockpalais steht übrigens die Frauenkirche Modell.