Drama im TV Drama im TV: Ehe mit einem Feind
Halle (Saale)/MZ. - Der Titel des Films "Die Frau des Schläfers", den Sat.1 am Dienstag zeigt, erzählt im Grunde bereits die ganze Geschichte - und die Handlung erinnert stark an Miguel Alexandres ausgezeichnetes Drama "Grüße aus Kaschmir", zumal in beiden Filmen René Ifrah die Hauptrolle spielt. Hier wie dort verkörpert er einen in Deutschland lebenden Moslem, der sich zum Entsetzen seiner Lebensgefährten zum Islamisten wandelt. Beide Filme werden aus Sicht der Frau erzählt, in beiden Geschichten spielen gemeinsame Kinder eine entscheidende Rolle.
"Die Frau des Schläfers" ergänzt die Handlung allerdings um eine dramatische Entwicklung, die sich an die Erlebnisse von Betty Mahmoody ("Nicht ohne meine Tochter") anlehnt: Bei Nacht und Nebel verschwindet der Ehemann von Karla Ben Yakin (Yvonne Catterfeld) in den Sudan; den gemeinsamen zehnjährigen Sohn nimmt er mit. Kurzerhand reist ihm seine Frau hinterher und muss erkennen, dass Zaid sie von Anfang an belogen hat: Seine Familie, der sie immer Geld geschickt haben, ist nicht etwa arm, sondern dank florierender Waffengeschäfte äußerst wohlhabend. Zaid ist offenbar ein "Schläfer", der sich als Selbstmordattentäter opfern soll.
Das BKA hat ihn seit Jahren im Visier. Trotzdem gelingt es dem jungen Mann, wieder nach Hannover zu reisen; sein Ziel ist der Weihnachtsmarkt. Bei aller Emotionalisierung, die das Thema aus Sicht der Mutter erfährt: Der Stoff ist durchaus anspruchsvoll. Edzard Onneken inszeniert den Film alles andere als effekthascherisch. Um so stärker konzentriert sich die Kamera (Uwe Schäfer) auf das schöne Gesicht der Hauptfigur.
Yvonne Catterfeld ist eine völlig angemessene Besetzung für diese Rolle, aber auch sie kann nicht verhindern, dass die innere Spannung der Geschichte zwischenzeitlich auf der Strecke bleibt: Nachdem klar ist, worauf sie hinausläuft, tritt die Handlung auf der Stelle; kaum zu glauben, dass sich gerade Benedikt Röskau, Autor solch großer Stoffe wie "Contergan" und "Romy", das so gedacht hat. Gerade bei den Szenen im Sudan verpasst der Film emotionale Gelegenheiten, vom politischen Potenzial ganz zu schweigen. Selbst eine Verfolgungsjagd durch die Wüste sorgt nur für kurzzeitige Spannung.
Sat.1 zeigt das Familiendrama am Dienstag um 20.15 Uhr.