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Dolly Parton Dolly Parton: «Königin der Country-Musik» wird 65

Von Chris Melzer 18.01.2011, 09:57

New York/dpa. - Wenn man mit elf Geschwistern in einer Ein-Raum-Hütte an der Ostgrenze von Tennessee aufwächst, spricht das nichtgerade für eine Weltkarriere. Doch es ist Musik in der Hütte, dieHälfte der Kinder verdient ihr Geld heute auf der Bühne. Aber nur beieinem ist es richtig viel. Dolly Parton stammt aus einfachstenVerhältnissen, heute ist sie die erfolgreichste Sängerin derCountry-Geschichte. Am Mittwoch (19. Januar) wird sie 65 Jahre alt.

Einfach hat es die kleine Dolly nicht. Zu Hause fehlt ständigdas Geld («Wir waren arm wie Dreck»), die Schule hasst sie. Nochheute. «Immer wenn ich einen Schulbus sehe, bekomme ich Depressionen.Diese armen kleinen Kinder.» Aber zu Hause wird Musik gemacht, und daist Dolly richtig gut. Schon mit neun singt sie im Radio. Mit 13nimmt sie ihre erste Platte auf und tritt sogar in Nashville, derWelthauptstadt der Countrymusik, auf. Ein netter Herr mit Gitarreempfiehlt ihr, einfach ihrem Herzen zu folgen und Musik zu machen. Esist Johnny Cash. Also singt sie, am liebsten vom Zuhause. Von der«guten alten Zeit, als es uns schlecht ging».

Am Tag nach dem Schulabschluss zieht sie nach Nashville - und hatErfolg. Kurz nach ihrem 21. Geburtstag kommt ihre erste Platte aufden Markt: «Hello, I'm Dolly». Der erste Titel heißt «DummeBlondine». Das ist das Image, mit dem sie ein halbes Jahrhundert langErfolg haben wird: das blonde, üppige Mädchen in Jeans undFlanellhemd, mit der Gitarre auf dem Schoß und nur ein paarzerknitterten Dollar in der Tasche - auch, als sie schon Millionenverdient. Die Kritik an dem Image stört sie nicht: «Ich weiß jaselbst am besten, dass ich nicht dumm bin. Und nicht blond.»

Dabei ist die blonde Mähne eines ihrer drei Markenzeichen. Dieanderen beiden hat sie einem Chirurgen zu verdanken, dem sie sichanvertraute, als Brustoperationen noch etwas Besonderes waren. «Ichkannte Dolly schon, als sie noch flachbrüstig war», sagte ihr ManagerLee Solters einmal. Parton steht zu ihren Operationen: «Warum sollich aussehen wie ein alter Hofhund, wenn ich nicht muss.» Dass siemit den teuren Operationen nicht immer den Geschmack trifft, den manaußerhalb der Country-Scheune schätzt, stört sie nicht: «Sie würdenüberrascht sein, wie teuer es ist, so billig auszusehen.»

Ob nun wegen der Fotos auf den Platten oder doch, weil sie einfachverdammt gute Musik macht: Parton wird schnell berühmt. Und sie wirdes bleiben. Über Jahrzehnte. Die «Königin der Country-Musik» hat 25Nummer-Eins-Hits. Sie veröffentlicht mehr als 80 Platten, manchmalfünf im Jahr, von denen mehr als die Hälfte in die Top Ten kommt.Und die Amerikaner wollen mehr. Sie ist Dauergast im Fernsehen, hatRestaurants, einen Vergnügungspark namens «Dollywood» und verkauftsogar Perücken. Nur Angebote vom «Playboy» lehnt sie immer wieder ab.

Denn trotz ihres Images («Meine Schwäche sind Essen und Männer -in dieser Reihenfolge») ist sie eine gewiefte Geschäfts- und treueEhefrau. Mit dem Mann, den sie an ihrem ersten Tag in Nashvillegetroffen hatte, ist sie seit 45 Jahren verheiratet. Kinder haben diebeiden nicht, aber «Tante Dolly» hat fast ständig Kinder und Enkelihrer Geschwister bei sich zu Haus. Und Parton ist auch einegroßzügige Spenderin. Die Frau, die die Schule hasst, spendetjährlich Millionen für Bildung. Mehr als 2,5 Millionen Bücher bezahltsie Jahr für Jahr.

Parton hat viel, aber sie ist auch ein Arbeitstier. «Wenn man denRegenbogen sehen will, muss man den Regen ertragen können» sagt sie,oder auch: «Stürme machen beim Baum stärkere Wurzeln.» In gewissenKreisen wird sie wegen ihrer Frisur, ihrer Figur, ihrer Musik undihrer Kleidung immer verpönt bleiben, dafür ist sie für Millionenandere Menschen eine Göttin. Sie sieht es so: «Eigentlich bin ichdoch nur das Mädchen von nebenan - sofern man nebenan einenVergnügungspark hat.»