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Doku-Film über DDR-Maueropfer Doku-Film über DDR-Maueropfer: Angehörige fragen nach Gerechtigkeit und Wahrheit

19.02.2014, 09:50
Die Luftaufnahme zeigt den Streckmetallzaun, den Postenweg, einen Beobachtungsturm und Panzersperren an der Berliner Mauer im Jahr 1978.
Die Luftaufnahme zeigt den Streckmetallzaun, den Postenweg, einen Beobachtungsturm und Panzersperren an der Berliner Mauer im Jahr 1978. Archiv/dapd Lizenz

Berlin/dpa. - Bis heute fühlen sich Hinterbliebene von Maueropfern ohnmächtig angesichts ihres Verlustes und suchen nach Antworten. Der am Dienstagabend in Berlin schon vor seinem Kinostart vorgeführte Dokumentarfilm „Die Familie“ porträtiert Angehörige, die nach Gerechtigkeit und Wahrheit fragen. Der Film vom Stefan Weinert soll im Herbst pünktlich zum 25. Jahrestag des Mauerfalls ins Kino kommen.

Der Regisseur sagte, er habe das Trauma von Familienangehörigen sichtbar machen wollen. Darüber sei noch wenig bekannt. „Ich wollte die Spitze des Eisbergs der Diktatur zeigen.“

Mit einer Dampflok und mehreren Waggons durchbrechen sechs Männer, zehn Frauen und sieben Kinder den Ost- Bahnhof Albrechtshof und setzen sich nach Spandau ab.

Vom Keller eines Grenzhauses flüchten 28 Menschen durch einen Stollen unter der Oranienstraße in den Westen - eine der ersten von etwa einem Dutzend geglückter Tunnelfluchten.

14 Ost-Berliner kapern auf der Spree ein Fahrgastschiff und überqueren im Kugelhagel den Fluss.

Der 18 jahre alte Bauarbeiter Peter Fechter wird beim Versuch, die Mauer an der Zimmerstraße zu überwinden, durch Schüsse von Grenzposten tödlich verletzt. Die West-Berliner Polizei muss mehr als eine Stunde lang ohnmächtig zusehen, wie der junge Mann verblutet.

Maschinengewehrsalven können einen gepanzerten Bus nicht stoppen, der am 2. Weihnachtstag mit zwei Familien durch den Kontrollpunkt Drewitz/Dreilinden rast.

57 Männer, Frauen und Kinder kriechen durch einen etwa 150 Meter langen Tunnel zwischen der Strelitzer Straße und der Bernauer Straße in Wedding. Ein Grenzsoldat wird erschossen. Zu den Fluchthelfern gehört der spätere Astronaut Reinhard Furrer.

Vom Dach des Hauses der Ministerien schwebt eine Familie aus Leipzig mit einer selbstgebastelten Seilbahn über die Mauer in den Bezirk Kreuzberg. Dort hatten Helfer das Tau verankert.

Drei Ost-Berliner durchbrechen vgegen Mitternacht mit einem kiesbeladenen Laster die Sperren am Checkpoint Charlie.

Neun Monate vor dem Fall der Mauer wird Chris Gueffroy (20) rücklings von Grenzwächtern erschossen. Er hatte versucht, die Sperranlagen zum West-Bezirk Neukölln zu überwinden.

Der letzte, dem die Grenze zum Verhängnis wird, ist der 32-jährige Winfried Freudenberg aus Prenzlauer Berg. Mit einem selbst gebastelten Gasballon stürzt er in Zehlendorf in den Tod.

Vor dem Reichstagsgebäude im Westen landen zwei Leichtflugzeuge mit einem 34 Jahre alten Flüchtling und seinen Helfern.

Die Mutter des 1986 erschossenen Michael Bittner sagt in die Kamera: „Ich habe für meinen Sohn weder ein Grab, noch eine Urne, nicht mal einen Totenschein.“ Die Stasi habe alles vertuscht, die Akten seien verschwunden, sagt Irmgard Bittner. Der 25-jährige Maurer wurde erschossen, als er bereits die letzte Grenzmauer erklommen hatte.

Mindestens 138 Menschen wurden nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Die Zahl der Toten an der gesamten innerdeutschen Grenze steht noch nicht endgültig fest. Nach unterschiedlichen Quellen verloren dort zwischen 500 und mehr als 1000 Menschen ihr Leben.

Anlagen an der Berliner Mauer (GRAFIK: DPA)
Anlagen an der Berliner Mauer (GRAFIK: DPA)
dpa Grafik