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Die Rolling Stones Die Rolling Stones: Jetzt sind es 40 Jahre Rock 'n' Roll

Von Dieter Ebeling 11.07.2002, 05:41

London/dpa. - Bei einerJubiläumstournee rund um die Welt, die ein ganzes Jahr dauern soll.

«Ich hoffe nur, dass niemand glaubt, wir seien so eine Rock 'n'Roll-Gruppe», sagte Mick Jagger in einem seiner ersten Interviews.Und das war nicht ironisch gemeint, die Gruppe sah sich in deramerikanischen Blues-Tradition. Gründungsmitglied Brian Jones hatteden Namen in einem Song von Muddy Waters gefunden. Und Rock 'n' Rollwurde damals in Großbritannien mit Leuten wie Cliff Richard und BillyFury assoziiert.

Mick Jagger, heute 58, damals Student und Junge aus gutem Hause,war es vor allem, der am Image der Rolling Stones arbeitete, nachdemer bei diversen kleinen und kaum bezahlten Auftritten erkannte, dassvor allem viele kleine Mädchen die Musik mochten, die die Gruppemachte. «Wir spielten dann irgendwie in Newcastle und wurden vonkreischenden Zwölfjährigen verfolgt. Das war nicht gut für unsereKreativität, denn wir spielten sowieso immer nur vier Stücke und dannwar die Show schon wieder am Ende», erinnert sich Jagger an diefrühen Jahre.

Er vor allem war es, der die Stones als die «bösen Jungs» derSzene zu profilieren begann - sehr zum Ärger seiner akademischenEltern, die ihn daheim scholten, weil er immer so unanständige Liedersang. Denn im Gegensatz zu den großen Rivalen, den Beatles, wolltendie Rolling Stones wild und gefährlich erscheinen. Wenn die Beatlessangen «Ich möchte Deine Hand halten», dann sangen Jagger und seineMannen: «Lass uns die Nacht miteinander verbringen.» Nicht knuddeligePilzköpfe wollten sie sein - die herausgestreckte Zunge Jaggers,provozierend und lasziv, wurde zum Logo der Gruppe.

Die Tournee vom Herbst 1969 durch die USA sieht Jagger heute alsWendepunkt für die Stones: «Damals hatten wir zum ersten Mal einerichtige Tonausrüstung. Das war plötzlich etwas völlig Neues. Und dieZuschauer waren nicht mehr nur kreischende Teenies. Wir waren wiederda, wo wir eigentlich angefangen hatten: Bei Menschen, die richtigzuhörten.»

Das Leben auf der Überholspur der Rockmusik, zu der sich dieStones später nur zu gerne bekannten («Wir haben den Rock 'n' Rollnicht erfunden, es sieht nur so aus») blieb nicht ohne Folgen. Im Mai1969 wurde Brian Jones, der genialische Gitarrist und prägende Mannder ersten Jahre, zum Ausstieg aus der Gruppe gedrängt. Alkohol undDrogen hatten sein Verhalten immer unberechenbarer gemacht. «Es gingnicht mehr», sagte Jagger später. Wenige Wochen später lag Jones totin seinem Schwimmbad, ein nach wie vor als nicht völlig geklärtgeltender Tod.

Ronnie Wood, der 1975 von den «Faces» zur Gruppe stieß, büßtewegen Kokainkonsums die Nasenscheidewand ein und ließ sie durch einImplantat ersetzen. An Drogengeschichten und -ärger fehlte es nicht.Sogar Prinzessin Margaret («Mick ist so ein wunderbarer Mann») solleinst in der Garderobe während eines Konzerts dem weißen Stoffzugesprochen haben. Bill Wyman, heute 65, stieg 1993 aus: «Es isteine Leistung, das alles überlebt zu haben. Ich möchte es etwasruhiger angehen lassen.»

Große Lieder haben sie hervorgebracht - von «Satisfaction» und«Brown Sugar» bis hin zu «It's Only Rock And Roll But I Like It», dasRonnie Wood mitbrachte. Gut vermarktet haben sie ihre Platten auch -noch heute gilt das von Andy Warhol entworfene Cover von «StickyFingers» (das mit dem Reißverschluss) als eines der originellsten derPopmusik. Aber die Rolling Stones sind vor allem eine Tourneeband,die die Fans wegen der Bühnenshow sehen wollen.