Deutsche Berlinale-Sensation Deutsche Berlinale-Sensation: Nach 18 Jahren wieder ein Goldener Bär

Berlin/dpa. - Das deutsche Kino zeigt damit nach dem weltweiten Erfolg vonWolfgang Beckers «Good Bye, Lenin!» erneut, dass es auch vor eineminternationalen Publikum bestehen kann. «Ich habe überhaupt nichtdamit gerechnet, einen so großen, elitären und besonderen Preis füreinen kleinen, schmutzigen, rockigen Film zu erhalten», meinte Akin.Die nach zehn Tagen Festival als Favoriten gehandeltenWettbewerbsfilme «Monster» von Patty Jenkins, «Before Sunset» vonRichard Linklater und «Ae Fond Kiss» von Ken Loach gingen dagegenfast leer aus.
Akin («Kurz und schmerzlos»/«Solino») gelang mit «Gegen die Wand»ein ebenso spannender wie berührender Film über die Probleme derdeutschen Türken aus der zweiten Einwanderergeneration. Dieleidenschaftliche Liebesgeschichte erzählt von einer jungen Türkinmit deutschem Pass. Um ihrem konservativen Elternhaus zu entfliehen,geht sie eine Scheinehe mit einem wesentlich älteren,alkoholabhängigen Landsmann ein. Aus der anfänglichen Zweckbindungwird eine emotionsgeladene Suche nach einem gemeinsamen Glück.
Der in Deutsch und Türkisch gedrehte Film spielt in Hamburg undIstanbul. Akin hat das Drehbuch selbst geschrieben. Besondersbeeindrucken die beiden Hauptdarsteller Birol Ünel und SibelKekilli. Die gelernte Verwaltungsfachangestellte Kekilli stand fürden Film zum ersten Mal vor der Kamera. «Der Film war sehr lange inmir drin, es war wie so ein Pickel, den ich ausdrücken musste», soAkin. Immer erzähle er Geschichten, die mit seinem persönlichenUmfeld zu tun hätten.
1986 wurde mit Reinhard Hauffs «Stammheim» das letzte Mal eindeutscher Film mit dem wichtigsten Preis der Berlinaleausgezeichnet. Damals ging die Auszeichnung an einen explizitpolitischen Film. Dieses Mal wurde ein Drama geehrt, das anhandeiner sehr persönlichen Geschichte eher unterschwellig dieSchwierigkeiten im Zusammenleben verschiedener Kulturen spiegelt.Seit 1951 gab es fünf Goldene Bären für deutsche Filmemacher, einerdavon ging in die damalige DDR.
23 Filme aus aller Welt waren dieses Mal in der offiziellenKonkurrenz gestartet. Insgesamt war der Wettbewerb eher lau, es warein schwacher Jahrgang 2004. Das Thema Liebe und zerstörteHoffnungen zog sich wie ein roter Faden durch viele derWettbewerbsfilme. Die Franzosen lieferten dazu solides, aber wenigaufregendes Kino. Die Skandinavier widmeten sich inunterschiedlicher Qualität den Seelenqualen der von der Liebe unddem Leben Enttäuschten. Sehr kontrovers diskutiert wurde der zweitedeutsche Beitrag: Romuald Karmakars Beziehungsdrama «Die Nacht singtihre Lieder» nach dem Theaterstück des Norweger Jon Fosse.
Nach dem schwierigen Start mit dem pathetischen Bürgerkriegsdrama«Unterwegs nach Cold Mountain» kam der Festivaltanker nur schwer inFahrt. Zu schaffen machten den Berlinale-Machern die Absagenzahlreicher Stars. Wegen der Vorverlegung der Oscarverleihung warbeneinige der US-Darsteller lieber in ihrer Heimat für sich und ihreFilme, statt die Berlinale zu besuchen. So erschienen weder NicoleKidman noch Jude Law als Hauptdarsteller des Eröffnungsfilms. AuchNick Nolte sagte ab, Eric Rohmer konnte aus gesundheitlichen Gründennicht kommen. Juliette Binoche schaute nur für den Gang über denRoten Teppich vorbei. So drehte sich alles um HollywoodschauspielerJack Nicholson. Aber auch Cate Blanchett und Ethan Hawke sorgten fürGlanz.