«Der fliegende Holländer» als Rock-Musical
Stuttgart/dpa. - Es ist nicht der grüne Hügel in Bayreuth und auch das Orchester fehlt. Statt dessen wird Richard Wagners Oper «Der fliegende Holländer» im Stuttgarter Theaterhaus als Rock-Musical aufgeführt.
Das Bühnenbild besteht aus meterhohen Segeln, dahinter sitzen die Musiker mit E-Gitarren, Keyboards und einem Schlagzeug. Die Generalprobe wird, wie auch die Uraufführung am Samstagabend, mit einer Erzählstimme aus dem Off eröffnet, die die Legende des fliegenden Holländers erklärt. Sie besagt, dass ein niederländischer Kapitän dem Fluch unterliegt, bis ans Ende aller Tage über die Meere zu segeln. Nur die Treue einer Frau kann ihn erlösen.
Die tragische Figur des Verdammten spielt der Bariton Martin Berger, der bereits in mehreren Musicalproduktionen zu sehen war. Seine Frau, die durch den Freitod ihre Treue zu ihm zeigt, wird von der Sopranistin Noémi Schröder gespielt. Produzent Rüdiger Benz orientiert sich mit seiner Version des «fliegenden Holländers» an den Kompositionen, Texten und Regieanweisungen Wagners. Doch werden diese gekürzt, gestrafft und neu interpretiert.
Mit überleitenden Schauspielszenen und gesprochenen Dialogen kommt Tempo in die Oper, so dass diese bereits nach zweieinhalb Stunden vorbei ist - inklusive Pausen. Mit folgenden Worten soll Benz Patrick Müller mit der musikalischen Neu-Interpretation der Oper beauftragt haben: «Schreib den Holländer um! So als Rock-Oper, das muss heftig Wumms machen.». So wird er zumindest im Libretto zitiert.
Herausgekommen ist ein rocklastiger Sound, der stark an Queens erinnert. Patrick Müller selbst beschreibt seine Arbeit als eine Auseinandersetzung mit den Charakteren - er habe versucht, jeder Rolle ein zeitgemäßes Pendant aus der Rock-Welt zuzuordnen. Um der Klangvielfalt eines Orchesters gerecht zu werden, setzt Müller eine Vielzahl an Instrumenten an. Neben rockiger E-Gitarre sind so auch Western-Gitarre und Jazz-Gitarre, neben dem Saxofon auch Flöte und Klarinette zu hören.
Vom Konzertklavier bis zu elektronischen Keyboard-Klängen ist alles vertreten. Das Keyboard wird dabei besonders strapaziert. Die von Rüdiger Benz inszenierte Rock-Oper ist ein Musiktheaterexperiment mit Musicalelementen, das durch die straffe Erzählweise und die musikalische Vielfalt unterhaltsam ist.